Die 5plus klingt programmatisch – es dürfen also noch mehr literarische Buchhandlungen dazukommen?
Wilfried Weber: Prinzipiell schon. Aber: Je größer der Kreis, umso schwieriger wird es. Und es sollen ja auch nicht irgendwelche Sortimente sein, sondern solche, die literarisch anspruchsvolle Literatur offerieren, die Firmenphilosophie muss übereinstimmen und die Verständigung untereinander. Das ist ein Punkt, den viele außer acht lassen: Man muss sich auch menschlich mögen.
Damit verschwenden andere Verbände oft viel Energie ...
Weber: Und genau das halte ich für sinnlos. Ich bin stark durch meinen Vorgänger Felix Jud geprägt worden, der wunderbar witzig, geistreich, humorvoll sein konnte. Und eines weiß ich deshalb sicher: Ohne Selbstironie kann so eine Vereinigung nicht gedeihen. Bei den fünf Buchhandlungen von 5plus wollen wir keine Gschaftlhuberei, keine Machtspielchen. Wir wollen uns auch nicht über ein Gefeilsche um Rabatte und Konditionen definieren.
Womit klar wäre, dass die 5plus nicht gemeinsam einkaufen werden?
Weber: Garantiert nicht. Wir wenden uns an die kleiner gewordene Gruppe literarisch Interessierter, mit denen wir auch künftig und vor allem im erweiterten Kreis in einen Dialog treten möchten. Literatur braucht vielstimmige Vermittlung.
Welche Marketingaktivitäten wollen die 5plus entfalten?
Weber: Absicht ist, dass unsre Stimme verstärkt gehört werden soll. Dazu werden wir im November ein kostenloses Kundenmagazinmit dem Logo 5plus herausgeben, 32 Seiten, 20.000 Exemplare, das von Rainer Groothuis in Hamburg entwickelt und gestaltet worden ist. Darin wird jedes unserer Sortimente fünf Titel empfehlen: "Wir lesen für Sie". Weiterhin wird das Magazin einige allgemeine Beiträge enthalten und eine Selbstdarstellung jeder Buchhandlung.
Soll das Magazin regelmäßig erscheinen?
Weber: Ja, allerdings steht der Rhythmus noch nicht fest.
Welche weiteren Aktionen wird es geben?
Weber: Als kleine, feine Besonderheit werden wir Ende September eine in deutscher Sprache unveröffentlichte Novelle anbieten. Louis Begleys "Cowboys und Indianer", 64 Seiten stark, wird es in einer auf 2.200 Exemplare limitierten Auflage bibliophil ausgestattet exklusiv in unseren fünf Buchhandlungen geben. Ebenfalls von Groothuis gestaltet. Und zwar zu erschwinglichen 14,80 Euro.
Resultiert die Veröffentlichung aus einer langjährigen Geschäftsbeziehung zu Begley?
Weber: Ja, so ist es. Wir haben zu einer Reihe von Autoren sehr freundschaftliche Beziehungen. Und Begley wird Ende September und Anfang Oktober in unsere Buchläden reisen, um daraus vorzulesen und uns damit zu unterstützen. Begley kennt ja auch den rapiden Niedergang des unabhängigen Buchhandels in den USA. Wir hoffen, dass die Presse darüber berichtet und uns dem Lesepublikum in Erinnerung ruft.
Da die Inhaber aller fünf Buchhandlungen gut vernetzt sind und viele gute Beziehungen zu Schriftstellern haben, wären weitere Erstveröffentlichungen bei den Fünf+ also nicht ausgeschlossen?
Weber: Begley ist der Auftakt. Das wird sich fortsetzen mit anderen Autoren, die von den anderen Kollegen der 5plus-Buchhandlungen vermittelt werden.
Bei allen möglichen gemeinsamen Aktionen – die Individualität der einzelnen Sortimente bleibt gewährleistet?
Weber: Selbstverständlich. Wir hören ja deswegen nicht auf, eigene Veranstaltungen zu machen. Unsere Buchhandlung Felix Jud etwa beteiligt sich am 17. September an einem Mäzenatischen Fest anlässlich des 100. Todestags von Julius Heinrich Wilhelm Campe, dem Hamburg die Campe’sche Historische Stiftung zu verdanken hat. Die fünf Buchhandlungen werden sehr umtriebig bleiben und jede ihren eigenen Weg weitergehen. 5plus ist ein zusätzlicher Schritt, um uns gegenseitig zu unterstützen und unsere Bekanntheit in andere Städte zu tragen.