Helen Wolff Grants und Scholarship

Zweite Ausgabe der Förderung für politisch verfolgte Autorinnen

7. Juni 2024
Redaktion Börsenblatt

Die Die von Nachkommen von Helen und Kurt Wolff ins Leben gerufene Förderung für politisch verfolgte Autorinnen geht in die zweite Runde. 2024 werden Helen Wolff Grants in Höhe von 10.000 Euro verliehen. Sie werden an Schriftstellerinnen aus Afghanistan, Gaza, Iran, Libanon und aus Syrien vergeben. 

Helen Wolff 1931

Ziele und Zielgruppe der Förderung

Darüber hinaus werden sogenannte "Junior Grants" an afghanische Nachwuchsautorinnen verliehen, die neben einer finanziellen Unterstützung die Teilnahme an Schreibworkshops beinhalten.

Die 2022 vergebenen Grants hatten eine Gesamthöhe von 18.000 Euro und gingen alle an afghanische Autorinnen. In diesem Jahr wurden auch Frauen aus anderen Krisenregionen berücksichtigt, in denen sie nicht frei arbeiten und publizieren können. Um gezielt afghanische Frauen zu fördern, wurden die „Junior Grants“ eingeführt. Wer gefördert wird, entscheidet eine internationale Jury. Initiativbewerbungen sind nicht möglich.

Konkret werden bei den Grants in dieser Ausgabe Schriftstellerinnen aus Afghanistan, Gaza, Iran, Libanon und aus Syrien berücksichtigt. Die sogenannten „Junior Grants“, die an afghanische Nachwuchsautorinnen verliehen werden, beinhalten neben der finanziellen Unterstützung auch die Teilnahme an Schreibworkshops mit einer erfahrenen afghanischen Autorin. Im Jahr 2021 wurden die Rechte der Frauen in Afghanistan durch die erneute Machtübernahme der Taliban besonders im Bildungsbereich stark eingeschränkt. Durch den Ausschluss von den Universitäten fehlen den Frauen beispielsweise Räume, in denen sie das Schreiben lernen und schreibende Frauen weiterarbeiten können.

Die Grants sollen einen „Brückenpfeiler“ schaffen, um kulturelle Verbindungen von hier in die Heimatländer zu bauen und zu halten, um das Wissen des Exils hier und auch dort fruchtbar zu machen. Am Bard College Berlin gibt es außerdem ein „Helen Wolff Scholarship“, das jungen, schreibenden Frauen hilft, die fliehen mussten, mit einem Studentenvisum zu einem Bachelor-Studium mit dem Schwerpunkt Literatur nach Deutschland zu kommen. Unter Mitarbeit von Historikerin Marion Detjen bietet die staatlich anerkannte Universität außerdem seit 2016 ein Stipendienprogramm für Studierende aus Kriegs- und Krisenregionen an. Das erste Scholarship erhält dieses Jahr eine palästinensisch-ukrainische Studentin aus dem Gazastreifen. Sie kommt im August mit einem Studentenvisum für ein vierjähriges Bachelor-Studium am Bard College nach Deutschland.

Hintergrund

Helen Wolff, die Namensgeberin des Förderprogramms, musste selbst 1933 ins Exil fliehen, nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gelangt waren. Die damals aufstrebende Autorin und ihr Mann, seinerzeit ein bekannter Verleger in den 1910er und 1920er Jahren, flohen in die USA und bauten in New York in den 1940er Jahren den Verlag Pantheon Books auf. Damit wurden sie zu wichtigen transatlantischen Literaturvermittlern. Doch ihr eigenes schriftstellerisches Schaffen hielt Helen Wolff nach der Ankunft in den USA stets geheim. Die Umstände ihres Schreibens und ihres Scheiterns zu erklären, schien ihr nach dem Krieg zu kompliziert und zu riskant. Ihr Roman „Hintergrund für Liebe“ wurde erst 2020 wieder entdeckt und im Weidle Verlag veröffentlicht. Ihre Großnichte Marion Detjen hat für den Roman ein ausführliches biografisches Nachwort verfasst. 2022 taten sich Nachkommen von Kurt und Helen Wolff zusammen, um die Einkünfte aus Alexander Wolffs Familienbiografie sowie aus Helen Wolffs Roman an die heutige Generation von politisch verfolgten Schriftstellerinnen zu spenden. Dahinter steht die Überzeugung, dass die literarischen und verlegerischen Leistungen von Helen und Kurt Wolff nur richtig gewürdigt werden können, wenn diese Würdigung auch mit einer Verpflichtung gegenüber jenen Autorinnen einhergeht, die heute nicht frei arbeiten und publizieren können.