Interview mit Florian Nuxoll

"Wir müssen Schule komplett neu denken"

15. März 2023
Michael Roesler-Graichen

Chat GPT und andere KI-Tools bedeuten für Lernen und Schule eine Zeitenwende, ist der Tübinger Lehrer und Forscher Florian Nuxoll überzeugt. Intelligente Anwendungen entlasten Lehrkräfte und Schüler:innen und können zu einer effektiveren Unterrichtsgestaltung beitragen.

Florian Nuxoll

Weshalb könnte Künstliche Intelligenz eine Zeitenwende für den Unterricht bedeuten?

Mit KI-Anwendungen, vor allem den jetzt einsetzbaren intelligenten Tutorsystemen, bekomme ich als Lehrer in allen Sprachen- und Sachfächern endlich einen Mehrwert durch digitale Medien. Ich habe eine heterogene Klasse vor mir, verteile interaktive Übungsaufgaben, und die KI kann die Schülerantworten analysieren und Feedback geben. Die Lehrer gewinnen dadurch Zeit, und die Schüler können so nachhaltiger lernen. Für die Lösung komplexerer Aufgaben und das soziale Lernen bleibt aber die Interaktion im Klassenraum unverzichtbar.

Wird der von KI in der Schule auch die Didaktik und Unterrichts­methodik verändern?

Repetitive Aufgaben wie Rechtschreibübungen oder Vokabellernen müssen nicht mehr im Klassenzimmer erledigt werden, die Hausaufgaben-Besprechung fällt weg. Dafür können die kommunikativen und kollaborativen Phasen im Unterricht ausgebaut werden. Man kann künftig viel effektiver als früher die Fertigkeiten und Kompetenzen der Schüler entwickeln. Auch der Klassenverband insgesamt kann mehr Lernfortschritte machen. Allerdings führt das veränderte Lernen auch dazu, dass die Schere zwischen den guten und den schlechten Schülern immer weiter aufgeht. Die Starken profitieren mehr davon als die Schwachen.

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