Wir müssen draußen bleiben
Eine Kinderbuchmesse, auf der Kinder unerwünscht sind? Klingt absurd, ist aber real. Willkommen in Bologna, der Kinderbuchmesse nur für Erwachsene: Erfahrungen von Verleger Andreas Illmann.
Eine Kinderbuchmesse, auf der Kinder unerwünscht sind? Klingt absurd, ist aber real. Willkommen in Bologna, der Kinderbuchmesse nur für Erwachsene: Erfahrungen von Verleger Andreas Illmann.
Es ist noch früh am Morgen. Sehr früh, 5 Uhr 47. Verschlafen blickt mich meine achtjährige Tochter an: Sie hat soeben ihre erste Reise mit dem Nachtzug von München nach Bologna hinter sich. Ein kleines Abenteuer, auf das sie sich monatelang vorbereitet hat. Denn sie freut sich riesig auf die »Bologna Children’s Book Fair«. Gegen 10 Uhr ist es endlich so weit, wir nähern uns dem Eingang, machen noch rasch ein paar Fotos am Portal, und dann nichts wie rein ...
Das heißt ... Moment – irgendetwas scheint nicht zu stimmen, gibt mir die Dame am Einlass zu verstehen. Es gibt ein Problem mit DER DA: Sie zeigt auf meine Tochter. Ich verstehe nicht gut, ich lerne erst seit sechs Wochen Italienisch. Sie wechselt ins Englische: »NO KIDS ALLOWED.« Ich lache, halte das für einen Scherz. 30 Minuten später, nach Diskussionen mit nun schon sechs Messe-Offiziellen ist mir klar, die meinen das ernst. Meine Tochter darf nicht rein. Begründung: So sind die Regeln! »Es ist eine Messe nur für PROFESSIONALS. Es ist der Wunsch der Aussteller, dass keine Kinder hier sind.« Und das sei schon immer so gewesen, steht auf der Website, irgendwo im Kleingedruckten.
Ich versuche alles: mal nett, mal wütend, zeige immer wieder auf die leuchtenden Augen meiner Tochter, erkläre wie gern sie liest, wie sehr sie Bücher liebt, dass wir eine Anreise von beinahe 24 Stunden hinter uns haben, dass ich auch Kinderbuchverleger bin. Als sie erfahren, dass ich aus Deutschland komme, wird es ganz aussichtslos. Jaja, die Deutschen und ihre Regeln! Anscheinend das Klassiker-Klischee schlechthin. Völlig abwegig, dass sich ein Deutscher nicht an Regeln halten will. Mein letzter verzweifelter Versuch ist »Pippi Calzelunghe« (Pippi Langstrumpf): Dass man sich an Regeln, die doof sind, niemals halten soll. Alles zwecklos. Die mitfühlendste Dame am Einlass kann meine Lage »nachvollziehen«. Aber ihr seien die Hände gebunden. Ich: »Do you have kids?« – Sie: »Yes – but: NO!« Irgendwann gebe ich auf.
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