B2B Media Days: Vortrag von Anke Oxenfarth, oekom

Wie die Buchbranche nachhaltiger werden kann

18. Juni 2021
Redaktion Börsenblatt

Was können Verlage für eine nachhaltige Produktion und Distribution tun? Wie weit ist die ökologische Transformation in der Branche angekommen? Antworten darauf gab Anke Oxenfarth, Leiterin der Stabsstelle Nachhaltigkeit im oekom Verlag, bei den B2B Media Days.

Der oekom Verlag gehört zu den Vorreitern einer nachhaltigen Buchproduktion, und dies schon seit vielen Jahren. Nicht nur die eigene Materialbeschaffung, die Herstellungsprozesse und die Transportwege wurden klimaneutral oder emissionsarm gestaltet, sondern es wurden auch Umweltstandards entwickelt wie der "Blaue Engel" für Druckerzeugnisse, für den sich Druckereien zertifizieren lassen können. Anke Oxenfarth, die Leiterin der 2011 eingerichteten Stabsstelle Nachhaltigkeit im oekom Verlag, präsentierte bei den B2B Media Days "Ideen für grünere Seiten" (so der Titel ihres Vortrags).

Bevor sie Vorschläge für eine nachhaltigere Produktion machte, ging sie auf die aktuelle Umweltrelevanz der Verlagsbranche ein. Diese verbraucht nach wie vor einen hohen Anteil an Holz und Energie. In Deutschland, so Oxenfarth, werden jährlich 7,5 Millionen Tonnen graphische Papiere hergestellt – davon stamme ein großer Teil aus Primärwäldern. Die Papierindustrie sei der drittgrößte Energieverbraucher in Deutschland. Das Drucken von Büchern verschlinge große Mengen Energie und Wasser; hinzu kämen hohe Emissionen durch Lösemittel.

Zur Größe des CO2-Fußabdrucks würden auch Transporte in der Branche beitragen: Weil Bücher über Nacht an Buchhandlungen geliefert würden, käme es zu Leerfahrten, so Oxenfarth. Ein weiterer Faktor sei das Einschweißen von Büchern, Stichwort "Plastikstrudel in den Ozeanen".

Ein Umstieg auf eine ökologische Produktion, die Recyclingpapier und mineralölfreie Druckfarben einsetzt und auf Foliierung verzichtet, müsse von der Branche als zukunftsweisende Innovation verstanden werden. Zugleich könne man sie auch als Marketing-Instrument einsetzen. Man müsse aber immer dabei bedenken, dass man im Verlagsalltag häufig auf Hürden stößt. Auch wirtschaftliche Monopole gilt es zu durchbrechen. Aus Sicht der Nachhaltigkeitsexpertin wäre es sinnvoll, wenn sich die Buchbranche für eine bessere Preispolitik bei Recyclingpapier einsetzen würde. "Wir hatten einen Anteil von 92 Prozent in der Buchproduktion. Inzwischen sind es nur noch 75 Prozent, weil die Preise für Recyclingpapier so gestiegen sind", beklagt Oxenfarth.

Auf die Frage von Kongressmoderator Torsten Casimir (Chefredakteur des Börsenblatts), wie weit die Buchindustrie auf einer Nachhaltigkeitsskala von 1 bis 10 gekommen sei, erwiderte Oxenfarth: "Zwischen 2 und 3." Es hätten sich einige auf den Weg gemacht, manche schwämmen allerdings nur auf der Welle. Insgesamt nehme das Interesse an Nachhaltigkeitsthemen aber zu.