Gastspiel von Wolfgang Merkle

Was nach der Krise kommt

29. April 2021
von Börsenblatt

Wenn Corona unter Kontrolle ist, kehrt nicht die alte Normalität zurück. In der neuen Realität muss auch der Buchhandel den Point of Sale zum Point of Experience steigern. Meint der Handelsexperte Wolfgang Merkle.

Corona und die Lockdowns – diese Begriffe stehen für eine der schwersten Strukturkrisen, die die deutsche Wirtschaft je durchlebt hat. Während Internetanbieter von einem Umsatzrekord zum nächsten eilen, werden immer mehr stationäre Unternehmen zum Aufgeben gezwungen. Headlines wie »Die Branche steht am Abgrund« oder »Zwei Drittel der Innenstadthändler in Existenzgefahr« zeigen die dramatische Lage vieler traditioneller Geschäftsmodelle. 

Die Herausforderung wird dadurch verstärkt, dass Konsumenten nach einer mehr als ein Jahr andauernden Ausnahmephase kaum in alte Handlungsweisen zurückkehren werden – selbst Kunden der zweiten Lebenshälfte haben die Wettbewerber im Internet schätzen gelernt. Die bequeme Auswahl, leichte Bestellung und schnelle Lieferung haben das Anspruchsniveau dauerhaft verändert. Deshalb werden klassische Unternehmen selbst nach Überwindung der Krise eine neue Realität vorfinden und sich in ihr zurechtfinden müssen.

Gewinner im Markt werden die Unternehmen sein, die ihre Strategie konsequent genug auf die neue Erwartungshaltung der Konsumenten einstellen und eine echte Differenzierung gegenüber Onlineanbietern bieten können. »Re-invent or die« lautet ein Gebot der Stunde – mit einer gezielten Stärkung der Aspekte, die nur im stationären Umfeld möglich sind. So gilt es im Buchhandel, die Beratungs- und Erlebniskomponente wieder stärker herauszustellen, mit einer zielgruppengerechten Stärkung der Auswahl, mit exklusiven Lesungen und themenspezifischen Events mit echtem Mehrwert. 

Traditionelle Geschäftsmodelle können gerade von den Wettbewerbern im Internet lernen.

Wolfgang Merkle

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