"Die S. Fischer Verlage trauern um einen Lektor, Wissenschaftler und Publizisten, der das Lektorat Geschichte im Sachbuch von 1976 bis zu seiner Pensionierung 2011 aufgebaut und geprägt hat", heißt es in einer Mitteilung der Frankfurter. Walter Pehle wurde am 8. Februar 1941 in Düsseldorf geboren, am 28. März starb er in Buchschlag bei Frankfurt am Main.
Unter seiner Herausgeberschaft und gefördert durch die Verlegerin Monika Schoeller sei die sogenannte "Schwarze Reihe" (eine aus der Umschlaggestaltung abgeleitete Bezeichnung, die eigentlich "Die Zeit des Nationalsozialismus" lautete) entstanden. Insgesamt seien dort mehr als 250 Bände erschienen, die sich mit verschiedensten Aspekten der NS-Diktatur, mit der Entstehung und Funktionsweise der Unterdrückung, insbesondere mit dem Holocaust, befassten.
Als “mächtiger Sperrriegel gegen das Vergessen und Verdrängen" habe Volker Ullrich in der “Zeit” das Projekt Walter Pehles bezeichnet, in dem der analysierende Blick auf das System ebenso wichtig war wie die Anschaulichkeit durch das Erzählen der Opfergeschichten (in der Unterreihe "Lebensbilder"). Besondere Akzente habe Walter Pehles Reihe gesetzt mit der Neuedition von Raul Hilbergs Standardwerk "Die Vernichtung der europäischen Juden", mit den Büchern von Ernst Klee zum bis dahin wenig beachteten Thema der Ermordung von psychisch kranken und behinderten Menschen sowie mit Publikationen zu den Nachwirkungen des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik, zu Rechtsextremismus und Erinnerung.
Ein weiterer Schwerpunkt der Lektoratsarbeit Walter Pehles galt laut Mitteilung der frühen Neuzeit, zudem entwickelte er zusammen mit Wolfgang Benz und Rebekka Habermas Anfang der 1990er Jahre die Buchreihe "Europäische Geschichte".
1993 wurde Walter Pehle Honorarprofessor an der Universität Innsbruck, er erhielt außerdem höchste Auszeichnungen wie die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt am Main, das Bundesverdienstkreuz am Bande und das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.