Haben Sie mit Blick auf die Sanktionen kurz daran gedacht, die Übersetzung abzulehnen?
Meine Agentur hat gleich zu Beginn der Sanktionen bei mir angefragt, ob ich das wollte, weil sich andere Autor:innen für eine solche Haltung entschieden hatten. Aber: nein! Gerade in dieser Situation nicht. Ich freue mich doch, wenn, vielleicht ein bisschen dramatisch formuliert, meine Überzeugungen, wie sie sich in diesem Buch spiegeln, zu den Kindern in Russland gelangen! Und das Gegenargument, dadurch würden ja trotzdem Einnahmen in Russland generiert und damit die russische Wirtschaft gestärkt, was doch durch Sanktionen verhindert werden sollte: Wie hoch sind denn diese Einnahmen? Wie sehr würde Putin erschrecken, wenn keine deutschen Kinderbücher mehr in Russland erscheinen würden, noch bevor er sie selbst verbieten kann? Wie groß ist denn die wirtschaftliche Bedeutung von Kinderbuchverlagen für ein Land? Wir sehen es doch in Deutschland: Während etwa Pharma- oder Automobilkonzerne deutlich Einfluss auf die Politik nehmen können, sind die Chancen für Verlage da leider gering: Sonst wäre, etwa im Hinblick auf die Lesekompetenz von Kindern und damit ihre Bildungschancen, ja schon sehr viel mehr passiert. Ich würde mich – in dieser Hinsicht! – also nicht überschätzen und freue mich stattdessen, wenn kultureller Austausch noch möglich ist.