Aus der Verlagsstrategie sollte die Herstellungsstrategie hervorgehen. Ist die Zielgruppe des Verlages eher printaffin aufgestellt, ergibt sich daraus eine andere Strategie als bei einer Zielgruppe, die zunehmend digitalen Angebote nachfragt. Im Mittelpunkt steht dabei der Verlagshersteller, der auch bei Kleinverlagen immer mehr die Rolle des Managers einnehmen muss. Die technischen und handwerklichen Kenntnisse (Satz, Grafik, Druckkenntnisse, Onlineseitengestaltung etc.) sollten zwar weiterhin vorhanden sein, aber in erster Linie geht es um den qualitativ besten und kosteneffizientesten Weg zum gewünschten Produkt. Gerade bei Kleinverlagen ohne eigenen Hersteller, wird dies vom Verleger mitgeleistet werden müssen. Der Verlagshersteller muss seine Prozesse kennen, analysieren und bestenfalls auch bereit sein, hergebrachte Abläufe neu zu gestalten. Wichtigstes „Hilfsmittel“ ist hierbei die Bereitschaft zur permanenten Weiterbildung und eine gute Vernetzung in der Branche. Nichts ist teurer als jedes Rad noch einmal neu zu erfinden. Will oder muss ein Verlag sich bezüglich Zielgruppe und Portfolio neu aufstellen, sollte klar sein, dass es sich hierbei in erster Linie um einen Abstimmungsprozess handelt. Die in der Vergangenheit häufig gestellte grundsätzliche Forderung nach Medienneutralität muss differenziert betrachtet werden. Habe ich als digitale Produkte nur eBooks im Programm, muss ich mich nicht mit den Feinheiten der digitalen Datenaufbereitung beschäftigen. Es reicht oft, Buch und E-Book klar zu beschreiben, saubere und gleichförmige Übergabeschnittstellen zu definieren und auf bekannte Dienstleister zuzugehen. „Rightsourcing“ ist hier das Zauberwort. – Der Verlagshersteller kann weiter als früher schauen, wo man im Gesamtpaket die geforderte Leistung zum besten Gesamtpreis bekommt. Das kann die Datenaufbereitung im eigenen Haus sein, das kann der vertraute Dienstleister der letzten zehn Jahre sein, aber auch der Dienstleister im Nearshoringbereich (Osteuropa) oder im Offshoring (Indien, China) sein. Will der Verlag immer mehr digitale Produkte an den Markt bringen, muss die Infrastruktur hierfür angepasst werden. Je kleiner der Kleinverlag ist, desto mehr bieten sich üblicherweise Kooperationen an, wobei man an den Verlagsclustern in unserer Studie sehen kann, dass die Kleinverlage sehr heterogen sind, was die verlagsübergreifenden Zusammenarbeit erschwert. Erste Schritte in Richtung Zusammenarbeit sind immer die Prozesse, die Schnittstellen und die Standards. Je mehr der Verlage sich dabei an denselben Standards ausrichten, desto günstiger werden die Preise. Ein eigenes Thema ist dabei die Nutzung von Open-Source-Standards - bspw. für SaaS- oder Automatisierungsangebote. Wer selbst mit Spaß am eigenen Satzsystem arbeitet, wird das wahrscheinlich auch weiterhin tun. Er sollte sich nur, um langfristig mithalten zu können, in ein Netzwerk von Dienstleistern oder von Partnerverlagen einbinden.