True Crime: Im Jenseits der Normalität
Wahre Verbrechen, packend geschildert oder gruselig ausgemalt: True Crime steht nach wie vor hoch im Kurs und bekommt immer neue Ableger.
Wahre Verbrechen, packend geschildert oder gruselig ausgemalt: True Crime steht nach wie vor hoch im Kurs und bekommt immer neue Ableger.
Die Faszination für Verbrechen scheint ungebrochen zu sein – zumindest wenn man die Flut an Publikationen und Medienproduktionen betrachtet, die sich mit Morden, Kidnapping oder anderen Delikten befassen. Neben den zahllosen fiktiven Fällen gibt es die zahlreichen wirklichen Morde (2022 in Deutschland: 211), welche die Fantasie des Publikums und der Autor:innen beschäftigen. Dazu gehören vor allem solche, die nie aufgeklärt wurden (Cold Cases) oder deren Umstände so mysteriös waren, dass sie schon deshalb Thriller-Potenzial haben.
In den Medien hat das Thema nach wie vor Konjunktur: Magazine wie »Stern Crime« und »Zeit Verbrechen« erfreuen sich einer lebhaften Nachfrage und sind inzwischen um Podcasts ergänzt worden. Das Podcast-Team von »Zeit Verbrechen« (seit 2018 im Netz) wurde sogar kürzlich von zwei auf vier Gastgeber verdoppelt. Auch Autoren wie der prominente deutsche Strafverteidiger Alexander Stevens sind damit erfolgreich. Sein Podcast »True Crime« hat laut dem Piper Verlag bereits mehr als 33 Millionen Menschen erreicht.
Inzwischen sind die True-Crime-Magazine zudem eine Einnahmequelle für Krimiautor:innen geworden. So schreibt etwa Andrea Maria Schenkel, die einst mit »Tannöd« (Nautilus, 2006) einen Riesenerfolg landete, regelmäßig für »Zeit Verbrechen«. In diesem Jahr hat sie mit »Der Erdspiegel« (Kampa) einen Roman vorgelegt, der auf der wahren Geschichte eines Serienmörders aus der Nähe von Regensburg zu Beginn des 19. Jahrhunderts basiert.
Die True-Crime-Blüte schlägt sich auch in den Verlagsprogrammen nieder: Die Zahl der Häuser, die entsprechende Titel führen, hat – zumindest gefühlt – zugenommen. Wie bei jedem Spannungsgenre ist es inzwischen auch bei True Crime zu einer Ausdifferenzierung gekommen: Es gibt Romane und Thriller, die auf wahren Verbrechen basieren, aber dennoch eine fiktive Handlung erzählen – so wie bei Schenkel oder auch bei Ferdinand von Schirach, in dessen Bänden »Verbrechen«, »Schuld« und »Strafe« (alle btb) Fälle aus dem anwaltlichen Alltag erzählt werden. Sowie Bücher, die eher wie Tatsachenberichte besondere Beispiele aus Ermittlungsarbeit, Gerichtssaal, Forensik und auch Gefängnis schildern. Und schließlich Titel, die einen Mix aus True Crime und anderen Genres wie etwa dem Spionage-Thriller darstellen. Eine weitere Variante ist die Kombination mit dem regionalen Ansatz, wie etwa die Reihe Dark and Lost Places aus dem Bruckmann Verlag.
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