Leseförderung

Selbst erreicht!

13. Juni 2024
von Stefan Hauck

Was motiviert eigentlich Babys und Kleinkinder, zu einem Buch zu greifen und die Bilder zu betrachten?

Wie wichtig Bücher in den ersten drei Jahren "für die Sprache, kognitive und sozial-emo­tio­nale Entwicklung sind, ist schon lange von der Forschung bewiesen", sagt Ravensburger-Verlegerin Anuschka Albertz. "Dennoch halten viele Eltern Kinderbücher für 'älter', also erst ab ca. drei Jahren für relevant." Mit der neuen Produkt­linie play+, die gleichermaßen Spielzeuge und Bücher für Kinder von null bis drei Jahren umfasst, will sie ab September Eltern von Anfang an einen Weg zu Büchern öffnen. 

"Für Kinder in diesem Alter ist Spielen gleich Lernen, und je intensiver und länger sie sich für ein Buch oder Spielzeug begeistern, desto mehr lernen sie", sagt Albertz. Daher sind alle Bücher von play+ mit allen Sinnen erfahrbar: Sie haben altersgerechte Bilder und Texte, aber auch Spielelemente wie Rasseln, Beißleisten, Sounds oder Schieber, die jedes Buch für die Kinder mehrfach interessant machen sollen. "Jedes Buchkonzept ist an das Alter des Kindes angepasst: So haben die Kleinen ab sechs Monaten Spaß mit einfachen Bildern und einer eingebauten Rassel, während Ältere ab 18 Monaten sich an Bildern freuen, in denen es viel zu entdecken, zu benennen und – bei Soundbüchern – zu hören gibt", erklärt die Verlegerin.

Kurze Aufmerksamkeitsspanne

"In den ersten neun Lebensmonaten ist es zunächst einmal gar nicht so wichtig, ob es ganz gezielt ein Buch oder ein anderes Produkt ist", sagt Kathy Heyer, Programmleiterin Kinderbuch bei Coppenrath. "Denn da die Babys die meiste Zeit liegen, wird das Buch als ein Objekt wie jedes andere wahrgenommen, das mit allen Sinnen untersucht wird. Sobald das Baby ab neun, manchmal sogar schon ab sechs Monaten sitzen kann, ist ihre Perspektive auf die Dinge eine andere, sie sehen auf die Flachen Seiten eines Buchs." Möglichst aus weichen Materialien wie Stoff oder Filz. Wenn etwa ein Buch mit einer Filzwischklappe vor ihm liegt, reizt das: "Es ist für ein Baby ungeheuer befriedigend zu entdecken, dass es selbst etwas bewirken und beeinflussen kann." Wenn etwa ein Mobile am Bett befestigt ist, erfasst es ganz schnell, dass es selbst durch Umdrehen oder eine Bewegung das Mobile in Gang setzen kann.

Zum Betrachten der Pappebücher motivieren oft Spieleffekte, mit Staunen bemerkt das Baby und auch das Kleinkind, wenn etwas zuvor Verstecktes sichtbar wird. Dabei geht es immer um Einzelbilder – für kleine Geschichten ist es noch viel zu früh, weil die in Geschichten steckenden Zusammenhänge noch gar nicht nachvollzogen werden können. "Dem Baby und dem Kleinkind bis zwei Jahre ist es egal, ob es die letzte oder die erste Seite eines Buchs betrachtet, es erfasst erst einmal das Bild und seinen Inhalt", erläutert Heyer.

Zwei Punkte müssen Eltern bedenken, wenn sie glauben, ihr Kind interessiere sich nicht für ein Buch –  die Geschichte darf nicht zu komplex sein und die Aufmerksamkeitsspanne des Kindes ist noch äußerst kurz, es kann sich nicht länger als ein paar Minuten konzentrieren. "Einer der sichersten Indikatoren, dass das Buch 'passt', ist das erneute Hingreifen zum Buch, das 'Nochmal!'" Das Geheimrezept von Heyer: dem Kind möglichst viele Buchangebote machen.

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