Neues Mangalabel Hayabusa

Romance als Wachstumssegment

12. Februar 2021
Guido Heyn

Ältere Mädchen und junge Frauen stehen im Fokus des neuen Manga-Labels Hayabusa: Programmleiter Jonas Blaumann über Marktchancen und die Erotik der Geschichten.  

Boys’ ’ Love und ungewöhnliche Liebesgeschichten stehen bei Hayabusa im Vordergrund: Warum gerade diese Genres? 
Die absoluten Stärken des Manga-­Bereichs bei Carlsen liegen bisher eher in den Genres Boys’ Action; die größten Erfolge sind Serien wie »Dragon Ball«, »One Piece«, »My Hero Acedemia« und »Naruto«. Hayabusa wurde als Ergänzung ins Leben gerufen, um verstärkt ältere Mädchen und junge Frauen anzusprechen, ohne das bestehende Set-up zu verändern. In Japan wie auch international entwickelt sich der Markt für die weibliche Leserschaft gut, vor allem bei Young Adults. Für sie wollen wir bei Hayabusa viele Geschichten auf Deutsch bringen, Romance, Boys’ Love und noch viel mehr. 
  
Warum wollten Sie diese Titel nicht in das bestehende Programm von Carlsen Manga integrieren? 
Uns war es wichtig, das bisherige Erfolgsmodell nicht zu verändern. Mit dem neuen Label können wir uns jeweils viel zielgenauer um unsere Leser*innen kümmern und deren unterschiedliche Bedürfnisse befriedigen. Man kann Manga-Leser*innen nicht eine Schublade stecken – das Medium Manga ist genauso vielfältig wie die Belletristik. Deshalb haben wir uns für zwei unterschiedliche Programmbereiche entschieden, die unabhängig voneinander agieren können, ohne sich gegenseitig im Weg zu stehen. Das Feedback, das wir bisher aus dem Handel, von unseren Lizenzgebern und auch von den Leser*innen bekommen haben, zeigt uns, dass dies eine gute Entscheidung war. 

Sehen Sie den Markt für Leser*innen ab 18 Jahren als ein Segment mit Wachstumspotenzial? 
Ganz klar. Vor allem im Genre Boys’ Love zeigen die Erfahrungen der vergangenen Jahre, dass Titel, die ab 18 empfohlen sind, zu den erfolgreichsten gehören, nicht nur in Deutschland.  Das Angebot an tollen Lizenzen aus Japan wird größer und vielfältiger. Und es gibt immer mehr Frauen (und in kleinerem Maße auch Männer), die erotische Boys’-Love-­Manga haben möchten. Es handelt sich hier um Erotik, die von Frauen für Frauen erzählt und gezeichnet ist. 
  
30 Titel umfasst das erste Programm: Haben Sie Angst, in der Fülle der Neuerscheinungen zu wenig wahr­genommen zu werden? 
Noch ein Grund mehr für ein neues Label: So erfahren wir vor allem zu Beginn eine große Aufmerksamkeit. Natürlich gibt es insgesamt jeden Monat sehr viele Manga-Neuerscheinungen. Aber im Vergleich zu anderen Ländern ist bei uns das Marktvolumen in Relation zur Einwohnerzahl immer noch geringer. Der Manga-Markt ist im deutschsprachi­gen Raum von 2012 bis 2020 um mehr als 40 Prozent gewachsen (Quelle: Media Control); im selben Zeitraum kamen drei neue Verlage dazu. Und die Community wird größer und größer. Wir sind überzeugt, dass diese Entwicklung noch lange nicht am Ende ist.  
  
Wird der Manga-Markt denn generell mit einer kaum überschaubaren Titelmenge geflutet? 
Auch im Manga-Bereich bestimmt die Nachfrage das Angebot. Es gibt immer mehr Leser*innen, die Manga haben wollen. Da ist es doch klar, dass wir Verlage dieses Bedürfnis befriedigen. Wie überall entscheiden letztlich die Leser*innen, wie viele Titel der Markt verträgt. Ich höre selten, dass es etwa zu viele Krimis oder zu viele Kochbücher gibt. Und wir sehen für Manga eher noch mehr Potenzial für die Zukunft. 
 
Haben in Corona-Zeiten die Manga-Fans mehr konsumiert, auch aufgrund mangelnder Freizeitalternativen? 
Soweit wir das einschätzen, ist es tatsächlich so. Manga bieten im ­Besonderen die Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen und für Abwechslung zu sorgen. Die Umsätze aller großen Manga-Verlage sind jedenfalls während der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen im Vergleich zum Vorjahr eher gestiegen. 
 
Wie wichtig wird die Social-Media-­Kampagne für den Erfolg sein? 
Außerordentlich wichtig. Der direkte Kontakt und der Austausch mit unseren Leser*innen ist einer unserer Schwerpunkte. Kaum ein anderer Bereich hat so leidenschaftliche Zielgruppen wie Manga. Und da wir selbst diese Leidenschaft teilen, macht es einerseits unglaublich viel Spaß, sich auszutauschen. Andererseits machen wir das, was wir tun, ja für die Leser*innen. Via Social Media können wir sehr einfach und schnell mit ihnen kommunizieren. Wir haben jetzt erst mal mit Instagram begonnen, werden aber auch bald auf Twitter aktiv. Weitere Kanäle sind in Prüfung. 

Wie kam es eigentlich zu dem Namen Hayabusa? 
Wir wollten einen frischen Namen, der den Bezug zu Manga herstellt, gleich­zeitig aber nicht einschränkend ist. Ein japanischer Name lag nahe. Dieser sollte einfach zu schreiben und zu sprechen sein. Der Wanderfalke steht in Japan für viele positive Dinge, wie etwa Schnelligkeit, Eleganz und Viel­seitigkeit. 

MANGA-LABEL HAYABUSA

Verlag: Carlsen
Start: April, sieben Titel sind geplant; bis September sollen 25 weitere ­Veröffentlichungen folgen
Zielgruppe: ältere Mädchen und junge Frauen
Schwerpunkte: Boys’ Love und ­ungewöhnliche Liebesgeschichten
Gimmicks: Jedem ersten oder Einzelband der Boys’-Love-Titel liegt eine SNS-Card (Social Network Services) bei, die die Leser*innen mit eigenen Fotos kombinieren und in den sozialen Netzwerken teilen können.

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