Trend Lost Places: Interview mit Matthias Walter

"Mehr als die reine Lust am Gruseln"

11. Juli 2024
Matthias Glatthor

Lost Places und ihr geheimnisvolles, düsteres Flair faszinieren ungebrochen. GeraNova Bruckmann hat eine eigene Reihe zum Trendthema. Matthias Walter, Head of Book Publishing, erklärt, worauf es bei Lost Places ankommt ("gute Geschichten!") und wie sein Verlagshaus das Programm hier weiterdenkt. 

Hier wurde lange nicht mehr gelesen. Abbildung aus: "Jäger der verlorenen Orte" (National Geographic Deutschland, 192 S., 34,99 €)

Woher kommt der Lost-Places-Trend?

Alles, was fern einer glatten Ästhetik ist, barg ja immer schon eine Sehnsucht für Kunstschaffende – verlassene Gebäude und U-Bahn-Schächte wurden schon in den 70er- und 80er-Jahren fotografisch erkundet. Die Urban Exploration-Szene (Urbex) ist durch das Internet zu einer Community geworden, die sich global über Lost Places austauscht; ihre Fotos sind Beweise und Trophäen. Das ging dann auf Instagram oder YouTube weiter – plötzlich konnte man daheim hautnah dabei sein, quasi mit als Erste:r ein seit hundert Jahren verlassenes Fabrikgebäude betreten, durch eine düstere Kanalisation kriechen. Sicher spielt nicht nur die reine Lust am Gruseln, sondern auch die Faszination fürs Echte eine Rolle.

Wann ist Ihr Verlag auf den Zug aufgesprungen?

Wir haben das Potential bereits früh erkannt und 2015 mit dem Prachtbildband "Nostalgia" von Sven Fennema bei Frederking & Thaler darauf reagiert – die bisher völlig ungesehenen Motive kamen bei den Konsument:innen und im Handel sehr gut an. Das war für uns das Signal, in der Richtung weiterzumachen. Nach mehreren Auflagen kam 2018 mit "Melancholia" eine Fortsetzung, unsere Regional-Verlage Silberburg und Sutton haben zeitgleich mit Titeln über "ihre" ungehobenen, vergessenen Schätze in der Heimat losgelegt und in unserem Special Interest-Verlag GeraMond erschien 2019 "Lost Cars".

Beides, die Nachfrage der Leser:innen nach mehr Lost Places in ihren Regionen, und auch der Entdeckergeist unserer Autor:innen haben dazu geführt, dass nach Bildbänden Reiseführer folgten, die "Lost & Dark Places"-Reihe  – mit Routenangaben, historischem Background und manchmal auch GPS-Koordinaten, wenn die Orte nicht geheim bleiben sollen oder müssen.

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