Dabei geht es letztlich um mehr als um die Leistungen der Verlage, es geht um die Wahrnehmung des Kinder- und Jugendbuchs insgesamt - welche wirtschaftliche Bedeutung es hat, wie man die wachsende Zahl von Nichtlesern erreichen und ob das mit den Mitteln der Leseförderung gelingen kann. All das sind Themen, die nicht jeder Verlag einzeln beackern braucht; sie betreffen alle und können folglich bei der avj gebündelt werden. Die öffentliche Wahrnehmung war denn auch eines der sechs Themen, die die Mitglieder in einer Befragung als Thema benannte, um die sich die Arbeitsgemeinschaft kümmern sollte. Genauere Kenntnis der Zielgruppe durch Marktforschung, Kooperationsmöglichkeiten und Austausch zwischen den Verlagen, Erkenntnisse zur Zukunft des Kinderbuchs (auch technischer Natur) gewinnen sowie Seminare und Fortbildungen gehörten laut Befragung ebenfalls zu den Themen, die die avj angehen sollte. Es sind offenbar vor allem die praxisorientierten Fragen, die die Arbeitsgemeinschaft laut Mitgliederwunsch bündeln und besprechen sollte. "Wir können nicht jede Dienstleistung anbieten, sondern müssen überlegen, wo wir als Gruppe auftreten und eine Konzentration zu mehr Effektivität führt", mahnte Coppenrath-Verleger Lambert Scheer, worauf sich in der Diskussion abzeichnete, dass das Jugendbuchspezifische stärker herausgearbeitet werden sollte: "Müssen wir nicht vielmehr die Themen aufgreifen, in denen sich Jugendbuchverlage und ihre Arbeitsweise deutlich von Verlagen anderer Genres unterscheiden?", zog Dorweiler die Linie.
Untrennbar damit verbunden stand allerdings noch eine große Frage im Raum: Wer ist denn das "wir", das die Aufgaben angehen soll? Dass der Vorstand das alles nicht allein stemmen kann, war in der Runde rasch klar - wobei die Anwesenden in einer sehr lebhaften Diskussion bereit waren, sich zu engagieren. Das "wir" ist jeder einzelne avj-Verlag. Um dieses Wir zu stärken, brachte der Vorstand Regionaltreffen ins Spiel: "Wir wollen mehr Austausch, Mitglieder können sich zum Beispiel unterjährig an Orten treffen, die sich von der Mitgliederstruktur her eignen, etwa München, Hamburg, Frankfurt am Main, Stuttgart", schlug Vorstandsmitglied Kristy Koth (Edition bi:libiri) vor. Und zwar ganz real. Der lebhafte Austausch, die angeregten Wortwechsel, das Gedanken-Ping-Pong im Haus des Buches haben gezeigt, wie wichtig das Live-Format ist - online wäre das schwerlich zu bewerkstelligen gewesen.