Reisebücher

Im Outdoor-Flow

22. Oktober 2020
von Matthias Glatthor

Die deutschen Urlauber zieht es in der Corona-Pandemie stärker in heimatliche Gefilde. Vor allem mit Outdoortiteln können Reiseverlage punkten. Ein Lagebericht – mit Novitäten. 

Corona hat den Reisebuchverlagen stark zugesetzt. Von Jahresbeginn bis Kalenderwoche 42 hat Media Control für die Warengruppe 3 (Reise) im Buchhandel (alle Vertriebswege) ein kumuliertes Umsatzminus von 25,5 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode ermittelt. Am schlechtesten lief es für Reiseführer (WG 31) mit minus 41,5 Prozent. Allein die Sport- und Aktivreisen (WG 32; plus 12,5 Prozent) sowie Kartenzubehör, Sonstiges (WG 39; plus 6,6 Prozent) schnitten positiv ab. In der Statistik nicht abgebildet ist der Trend der Deutschlandreisen.

Wayan Rump, Geschäftsführer des Bielefelder Reise Know-How Verlags, rechnet vor: "Vor Corona, also im Vergleichszeitraum April bis Oktober 2019, verteilten sich die Umsätze im Reise­führersegment zu 26 Prozent auf Fernreise-, 59 Prozent auf Europa- und 15 Prozent auf Deutschlandtitel. Im gleichen Zeitraum 2020 liegt die Verteilung bei sieben Prozent bei Fernreise-, 48 Prozent bei Europa- und 45 Prozent bei Deutschlandtiteln." Bei Deutschlandtiteln habe man einen Umsatzzuwachs von 10 Prozent verzeichnen können – und das bei um 64 Prozent niedrigeren Gesamtumsätzen als 2019. Wie bei anderen Verlagen auch, hat man Fernreisetitel ins kommende Jahr verschoben und sich seit März auf Nahziele konzentriert.

  • Das komplette Interview mit Wayan Rump lesen Sie hier.

 Stephanie Penck, Chefredakteurin von Marco Polo (MairDumont), erklärte beim "Marco Polo Talk" im Rahmen des BOOKFEST digital der Frankfurter Buchmesse bezüglich der Reihe: "Die Top-10-Liste hat sich komplett gedreht." Hatten 2019 noch die All-Time-Bestseller wie London, New York und Mallorca die Nase vorn, seien es dieses Jahr Bände mit deutschen Urlaubsregionen. 

Die Corona-Situation erfordere ein genaues Hinschauen und eine große Flexibilität, sagt Udo Zimmermann, Vertriebsleiter von GeraNova Bruckmann. Die Verlagsgruppe sei genauso tangiert gewesen, wie alle anderen Verlage auch. "Der Lockdown hat uns ordentlich zurückgeworfen, und auch wir hatten in dieser Zeit Kurzarbeit angemeldet." Besonders betroffen seien Reiseführer gewesen, so Zimmermann, die Warengruppe mit den höchsten Rückgängen. Alle Destinationen, die besonders weit weg von Deutschland liegen, habe man neu bewertet und geschoben. "Je näher die Destination an Deutschland dran ist, desto besser die Verkäuflichkeit – was auch bei den Reise-Bildbänden zutrifft. Dafür haben wir weitere Bände, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz spielen, zusätzlich ins Programm aufgenommen."

Kaum war der Lockdown beendet, hätte GeraNova Bruckmann einen großen Nachholbedarf beobachten können. Der konzentrierte sich besonders auf Deutschland und da man in diesem Bereich ein sehr großen Angebot habe, habe man laut Zimmermann die Rückgänge mehr als ausgleichen können: "Alle Themen die sich um Urlaub vor der Haustür drehen, waren die Gewinner." Es hätte sich wieder gezeigt, dass sich in Zeiten einer Krise die Verlagsbranche sehr stabil zeige und gute Impulse setzen könne, erklärt Zimmermann auch mit Blick auf die anderen Segmente der Münchner Verlagsgruppe. "Dabei wird das kommende Weihnachtsgeschäft erst zeigen, ob das Jahr mit einem Daumen hoch oder Daumen runter abschließen wird."

Zimmermann ist sich sicher: "Wandern, Fahrradfahren, das unbekannte Deutschland entdecken, Mikroabenteuer vor der Haustür erleben – das waren und sind momentan die Themen, die auch im kommenden Jahr die Reisebranche beschäftigen werden." Auf diese Karte setzt nicht nur das Münchner Verlagshaus. Die aktuellen Corona-Zahlen sprechen dafür. Im Folgenden einige Novitäten.

Alle Themen, die sich um Urlaub vor der Haustür drehen, waren die Gewinner.

Udo Zimmermann, GeraNova Bruckmann

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