Interview mit Manuel Herder

"Im Grenzfall halten wir auch mal einen Shitstorm aus"

9. November 2023
Michael Roesler-Graichen

Es begann vor 225 Jahren: 1798 veröffentlichte Bartholomä Herder in Rottweil das erste Herder-Buch. Wie ist der Verlag heute aufgestellt? Für welchen Diskurs steht das Programm? Und was wünscht sich das Unternehmen vom Buchhandel? Antworten von Manuel Herder. 

Traditionsverleger: Manuel Herder konzentriert sich heute auf strategische Aufgaben in der Holding des gesamten Verlagshauses; von 1999 bis 2021 war er geschäftsführender Gesellschafter des Herder Verlags. Ein Konsortium rund um die Verlegerfamilie Herder hält seit 2016 auch die Mehrheitsanteile beim Hagener Buchhandelsunternehmen Thalia. 

Vor 225 Jahren hat Herder sein erstes Buch veröffentlicht, in der Epoche der Aufklärung. Was bedeutet Aufklärung für Sie heute?

"Aufklärung" stand damals für den Wunsch nach eigenständigem Denken. "Sapere aude", also "wage zu denken", sagte Immanuel Kant. 1798 verlegte unser Gründer Bartholomä Herder die ersten Bücher. Ein Start-up gewissermaßen. Zunächst lief es nicht gut. Deshalb nahm er drei Jahre später einen zweiten Anlauf, und zwar mit einem Verlagsprogramm zu Religion und Erziehung. Damals wie heute war unglaublich viel im Wandel. Für die Menschen, die dies erleben und auch verstehen wollen, verlegen wir Bücher und Zeitschriften.

Für welchen Diskurs stehen die Sachbücher der einzelnen Sparten – für einen eher konservativen, wertorientierten?

Unsere Werte gehen zurück auf unseren Gründer. Sein Motto war, auf "Fürsprache von Gelehrten eine Reihe von Schriften zu veranstalten, die dem Seelsorger angenehm und nützlich, dem Schulmann und Erzieher hilfreich und dienlich" sind; er wollte die "Liebe zur Literatur wecken und gute Schriften unter das Volk bringen". Das leitet uns bis heute.
 

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