Überlebensstrategien unabhängiger Verlage

Hurra, wir leben noch!

21. März 2023
Nils Kahlefendt

Dörlemann, Kookbooks, Alexander Verlag, Lehmstedt und Luftschacht – fünf Indies mit Geschichte. An welchen Stellschrauben wurde gedreht, um ihre Zukunft zu sichern? 

Sabine Dörlemann, Alexander Wewerka, Daniela Seel, Jürgen Lagger und Mark Lehmstedt

Hummeln können angeblich nicht fliegen. Und tun es doch! Die 2003 von Sabine Dörlemann gegründete Unternehmung ist eine Hummel am Verlagshimmel, getragen von leidenschaftlichen Buchmenschen. Im Dörlemann Verlag erscheinen die Nobelpreisträger Iwan Bunin und Alice Munro, Seit’ an Seit’ mit jüngeren Schweizer Autor:innen, die dann auch oft Preise abräumen. Aktuell fixen uns die Zürcher mit neu ausgegrabenen Krimis von Amanda Cross und Shulamit Lapid an. 

Doch 14 Jahre nach dem Start klaffte ein Loch in der Kasse. Wer seinen Hauptabsatzmarkt in Deutschland hat, aber in der Schweiz arbeitet, reagiert sensitiv auf den schwächelnden Euro. Um handlungsfähig zu bleiben, lancierte die Chefin eine Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform wemakeit.com. Preise wurden kreiert, den kompletten Bunin in Leinen, Wohnzimmerlesungen, Schnuppertage im Verlag und ja, nobel geht die Welt zugrunde: auch eine Jaguarfahrt. 

»Wir haben uns durch die vierwöchige Kampagne gezittert«, sagt Sabine Dörlemann. »Wenn es 2017 schiefgegangen wäre, hätten wir wohl dichtmachen müssen.« Am Ende kommen mehr als 85 000 Franken zusammen, und das Schönste: 60 Prozent der Unterstützer haben ohne »Belohnung« gegeben. Aus dieser Kern-Klientel entwickelt sich der »Hummelclub«, ein Kreis von 30, 40 Gönnerinnen und Gönnern, die dem Verlag mit nicht irrsinnig großen, aber regelmäßigen Summen unter die Arme greifen. Jährlich gibt’s einen Hummel-Apéro und gemeinsame Ausflüge – zur Papiermühle nach Basel, ins Hesse-Haus nach Montagnola. 

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