Harte Einschnitte
Papier- und Gasmangel lassen die Kosten explodieren und machen Auflagenplanung zum Risikospiel. Um nicht dauerhaft in die Verlustzone zu rutschen, müssen viele Verlage ihr Programm reduzieren.
Papier- und Gasmangel lassen die Kosten explodieren und machen Auflagenplanung zum Risikospiel. Um nicht dauerhaft in die Verlustzone zu rutschen, müssen viele Verlage ihr Programm reduzieren.
Wagenbach-Verlegerin Susanne Schüssler macht nicht viele Worte, sie lässt Zahlen sprechen. Und die sind ernüchternd. Es geht um die anstehende Nachauflage eines Belletristik-Titels. Keine Raketenwissenschaft, eigentlich: ca. 300 Seiten, 26 Euro Ladenpreis, Kosten für Übersetzung, Satz, Lektorat sind längst bezahlt. »Bei 3 000 Exemplaren ergibt sich momentan ein Verlust von 50 Cent pro Buch.« Also, schüchterne Nachfrage des Reporters, fällt die Nachauflage ins Wasser? »Natürlich machen wir sie«, sagt Schüssler kämpferisch. »Wir machen sie mit Verlust. Das können wir eine Zeit lang abpuffern – aber nicht drei Jahre lang.« Kleine Verlage mit großen anspruchsvollen Projekten kennen das Problem: Die vergleichsweise kleinen Auflagen waren immer problematisch, aber irgendwie machbar. Es ging sich aus, wie sie in Wien sagen. Damit scheint es jetzt vorbei.
»Die Auflagenhöhe«, sagt Jörg Sundermeier vom Verbrecher Verlag und klingt dabei ein klein wenig wie der späte Kurt Wolff, »ist immer falsch.« Aktuell neigen die Berliner dazu, bei Titeln, denen sie – wie Bettina Wilperts »Herumtreiberinnen« – einen Lauf zutrauen, eher höhere Auflagen anzusetzen – um nicht in absehbarer Zeit zu Mondpreisen nachdrucken zu müssen. Ganz trivial war die Wette aufs Verlegerglück mit rationalen Komponenten nie, aber zurzeit scheint wirklich der Teufel los zu sein: Aufgrund des Ukrainekriegs explodieren die Energie- und Materialpreise und damit die Herstellungskosten.
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