Seit Mitte Dezember ist der Buchhandel im zweiten Lockdown. Spüren Sie die Folgen unmittelbar in Ihren Verlagen?
Andreas Rötzer: Dank des andauernden großen Erfolgs von Anne Webers »Annettenlied« wurden bei Matthes & Seitz Berlin etwaige Rückgänge kompensiert, allerdings blieb die Nachfrage über das ganze Programm und die Backlist hinweg bislang erfreulich stabil.
Jonathan Beck: Ich habe schon den Eindruck, dass der Jahresendspurt 2020 ohne den Lockdown besser verlaufen wäre. Und ich mache mir Sorgen um unser diesjähriges Frühjahrsprogramm, das eigentlich schon Ende Januar mit ersten Neuerscheinungen seinen Auftakt haben sollte.
Constanze Neumann: Auch wir haben das sehr reduzierte Weihnachtsgeschäft deutlich gespürt, haben allerdings bei Aufbau und Blumenbar ein erfolgreiches Jahr hinter uns, sodass wir optimistisch in das neue gehen.
Haben Sie ein Stimmungsbild aus der gesamten Branche?
Wie ist die wirtschaftliche Situation der Belletristik- und Sachbuchverlage in der Corona-Krise?
Jonathan Beck: Angesichts der gesamtwirtschaftlichen Lage haben die Verlage wohl keinen allzu starken Grund, über das vergangene Jahr zu klagen.
Constanze Neumann: Wir alle nehmen einmal mehr die Erkenntnis mit, dass Bücher »systemrelevant« sind – und geistige Nahrung in Krisensituationen. In einem schwierigen Jahr war diese Bestätigung umso schöner.
Welche Unterstützung wünschen Sie sich von der Politik? Setzt »Neustart Kultur« an der richtigen Stelle an?
Andreas Rötzer: »Neustart Kultur« ist ein gelungenes Programm, das aus meiner Sicht eine Vielzahl von Projekten ermöglicht, zu denen angesichts der unsicheren Aussichten der Mut fehlen würde.
Jonathan Beck: Ich finde auch den Programmteil gut und wichtig, den ich, vielleicht etwas vorlaut, »digitale Ertüchtigung des Indie-Buchhandels« nennen würde. Da ist an einigen Stellen noch zu tun, scheint mir.