Kinderbuch

Die Renaissance des Analogen

20. Juni 2024
von Nicola Bardola

"Digitale Kompetenz fängt mit Lesekompetenz an. Wenn ich das erste nicht habe, kann das zweite nicht passieren", sagt Verlegerin Lisa Hammerl - und macht entsprechende Bücher. Ein Porträt ihres Limbion Verlags.

Lisa Hammerl

Vor einem Jahr ist der Limbion Verlag aus Bayern mit einem ambitionierten Kinderbuch-Programm gestartet. "Der junge Verlag Limbion zeigt großen Mut mit einem inhaltlich und künstlerisch anspruchsvollen, internationalen Bilderbuch- und Comicprogramm, das gegen den Strich des kinderliterarischen Mainstreams gebürstet ist", so die Jury des Bayerischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, die Limbion bereits kurz nach dessen Start im Sommer 2023 mit der Bayerischen Verlagsprämie auszeichneten. Das dystopische Klimawandel-Bilderbuch "Mein Leben als einsamer Axolotl – unten am Grund" kam nicht nur auf die Liste von Bayerns Besten Independent Books, sondern hat mittlerweile eine breite Fangemeinde gefunden. "Klimawandel, wie er noch nie erzählt wurde", lobte eine Rezensentin das Buch oder "das beste Bilderbuch, dass es dazu aktuell zu diesem Thema auf dem Markt gibt". Das Buch schaffte es sogar auf die Empfehlungsliste von ÖKOTEST.

"Auch die anderen Bücher aus unserem ersten Programm, 'Mieko tanzt' über die Liebe zum Tanzen und zur eigenen Vielfalt jenseits traditioneller Rollenmuster und die Graphic-Novel-Reihe um die unangepasste Detektivin 'Miss Kat' haben sich gut verkauft", berichtet Verlegerin Lisa Hammerl. "Das hat uns natürlich ermutigt, mit unserer Ausrichtung weiterzumachen." Auch das zweite Programm sei gut gelaufen: "Mit unserem Roman 'Sommer in der Tempelgasse' für Kinder ab 10 Jahren konnten wir einen ganz besonderen Bücherschatz aus Japan heben. Die Autorin Sachiko Kashiwaba zählt zu den renommiertesten und produktivsten Fantasy-Autorinnen Japans. Und wir sind der erste Verlag, der eines ihrer Bücher ins Deutsche übersetzte." Dieses Buch über die Freundschaft eines Jungen mit einem Geistermädchen mit Manga-Illustrationen der japanischen Anime-Künstlerin Miho Satake oszilliert zwischen japanischer Erzähltradition und europäischen Märchen.

"Digitale Kompetenz fängt mit Lesekompetenz an"

Vor der Gründung von Limbion war Lisa Hammerl als Erzieherin, Pädagogin, Literaturwissenschaftlerin, Redakteurin und vor allem als Digitalexpertin tätig. Sie arbeitete mit Bildungsverlagen zusammen, entwickelte für das Portal Wissen.de und viele andere neue Geschäfts- und Produkt-Ideen. Zentral für Hammerl ist dabei das Konzept "lernen lernen". Auf dieser Basis entwickelte sie auch Lernplattformen, vernetzte Münchner Schulen, schrieb Drehbücher für Lernprogramme oder sorgte für effiziente Organisationsentwicklung. Ihre Arbeitgeber waren u.a. Bertelsmann, Klett, Econ-Ullstein-List und Pearson.
Namenspatron für limbion ist das limbisches System, die Schnittstelle zwischen Emotionen und Lernen. "Das Lesen von Büchern und Geschichten bildet eine perfekte Schnittstelle von beidem und schafft so die größte Lerntiefe", so Hammerl. "Digitale Kompetenz fängt mit Lesekompetenz an. Wenn ich das erste nicht habe, kann das zweite nicht passieren", so Hammerl. "Das bezieht übrigens die Lesekompetenz von Bildern mit ein", denn im Zeitalter der visuellen Kommunikation gehe es darum, in Sekundenschnelle Bilder zu verstehen und in einen Kontext setzen zu können.

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