»Total spooky« sei es gewesen, als Herbert Ohrlinger, seit mehr als 25 Jahren Zsolnay-Verleger, 1996 das erste Mal seine künftige Wirkungsstätte inspizierte – zumindest nach Michael Krügers Erinnerung. Ohrlinger betrat das knarzende Parkett in einem Gründerzeit-Hochparterre zwischen Schwarzenberg-Palais und Belvedere, auf dem Kriminaltechniker wohl noch DNA-Spuren von Franz Werfel sicherstellen könnten – in Begleitung seines künftigen Chefs, Hanser-Legende Krüger, der den Laden gerade gekauft hatte. Ohrlinger soll damals empfohlen haben, vor Betreten des Verlags-Archivs in die Hände zu klatschen, »um die Nagetiere zu vertreiben«. Den Schlüssel verwahrten die Damen Haindl & Kaindl, die ihre Füße im einzigen geheizten Raum der ehrwürdigen Büro-Etage auf alten Leitz-Ordnern abgelegt hatten, in denen immerhin Verträge mit Graham Greene, John Le Carré, Stephen King sowie Friedrich Torberg und Leo Perutz schlummerten. Ganz so schlimm wie in Krügers Schilderung, beteuert Ohrlinger heute, sei es nicht gewesen. Was das Standing von Zsolnay betraf, war es vermutlich schlimmer: »Der Verlag war mausetot! Ich hatte immer eine gewisse Sympathie, weil er ein Stück altes Österreich bedeutete. Aber es waren keine Bücher da, die man hätte besprechen können. Nur zum hundertsten Mal ›Der Spion, der aus der Kälte kam‹ und irgendwelche Graham-Greene-Sachen.«