Wie Gräfe und Unzer Ratgeber konzipiert

"Der Papiermangel ist ein Anti-Konjunkturprogramm für die Branche"

4. Juli 2022
Sabine Cronau

Keimzelle war eine Buchhandlung: Der Münchner Verlag Gräfe und Unzer feiert 300. Geburtstag. Warum sich das Ratgebergeschäft immer wieder neu erfinden muss – und die Arbeit mit Sinus-Milieus bei GU überholt ist: Antworten von Programmgeschäftsführer Ulrich Ehrlenspiel.  

Welchen Bestseller aus den vergangenen 300 Jahren würden Sie gern wiederholen?
Ein Buch, das – gemessen an der langen Verlagsgeschichte – einen Wimpernschlag nach der Gründung erschienen ist: »Nützlicher Zeitvertreib auf dem Kranken- und Sterbebette in geistreichen Betrachtungen« von 1753. Der Titel steht für eine Grundhaltung, die uns bis heute begleitet: Wir machen Bücher aus der Perspektive unserer Leserinnen und Leser, wir wollen sie in ihrer Lebens­situation abholen, sie auf Augenhöhe ansprechen, ihren Alltag bereichern. Den Weg dahin müssen wir in jeder Epoche der Verlagsgeschichte neu erfinden.

Und ein Bestseller nach heutigen Maßstäben?
Da würde ich »Basic Cooking« nennen, 1999 erschienen. Damit haben wir das Kochbuch revolutioniert, optisch wie inhaltlich. Das Cover so spartanisch zu gestalten, nur mit einer gelben Zitrone vor orangefarbenem Hintergrund, das war fast schon eine Frechheit. »Basic Cooking« hat gezeigt, wie modern und cool, wie unterhaltsam und relevant ein Kochbuch sein kann, und hat sich 1,5 Millionen Mal verkauft. Diese Kombination aus Kreativität, Innova­tion und Anschlussfähigkeit in die Mitte der Gesellschaft hinein – genau das ist unser Ziel! Da wollen wir immer wieder hin.

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