2020 hat die Fachpresse Umsatz eingebüßt, die digitalen Erlöse zogen aber an und nähern sich nun dem Niveau der Printerlöse. Werden Homeoffice und mobiles Arbeiten diesen Trend weiter verstärken?
Die digitalen Erlöse sind weiter gestiegen, wie schon in den Jahren zuvor, und es wird nicht mehr lange dauern, bis sie die Printumsätze überholen werden. Die Fachmedienanbieter bieten ihre Inhalte inzwischen viel stärker über digitale Kanäle an als früher. Das Informationsbedürfnis der Kunden in den Unternehmen und Behörden ist unverändert hoch, nur das Nutzungsszenario hat sich gewandelt. Der Anteil des gedruckten Fachbuchs ist seit Langem rückläufig, dafür werden die Fachbuch-Inhalte zunehmend über Datenbanken und andere digitale Medien angeboten. Homeoffice und mobiles Arbeiten, die den ortsunabhängigen Zugriff auf Inhalte zur Voraussetzung haben, sind insofern auch Treiber dieser Entwicklung.
Während die Vertriebserlöse 2020 stabil blieben, brach das Werbegeschäft um gut 15 Prozent ein. Gibt es für dieses Jahr Anzeichen der Entspannung im Anzeigengeschäft?
Vor allem in der digitalen Werbung zieht das Geschäft wieder an. Es gibt Verlage, die bereits die Werbeplätze für ihre kompletten Newsletter in diesem Jahr verkauft haben. Die Werbekunden suchen den Kontakt über alle digitalen Formate, auch über Podcasts und Bewegtbildformate, deren Rolle immens wichtig geworden ist. Auch für die Printwerbung sehe ich in diesem Jahr eine Entspannung – wobei die Entwicklung sehr von der Branche abhängt. Während es im Handwerk sehr gut läuft, leiden Branchen wie Tourismus und Gastronomie enorm. Wenn es wieder mehr Messen und andere Live-Events gibt, werden die Print-Werbeumsätze wahrscheinlich wieder steigen.
Veranstaltungen und Messen fielen zum großen Teil dem Lockdown zum Opfer. Wird es 2022 einen Neustart geben – und werden wir künftig mehr digitale und hybride Messe- und Kongressformate erleben?
Auf jeden Fall. Wobei nicht alle Funktionen, die eine Messe erfüllt, im virtuellen Raum abgebildet werden können. Den »Marktplatz« Messe kann man bis zu einem gewissen Grad auch in den virtuellen Raum verlagern. Wenn es darum geht, dass die Fachcommunity zusammenkommt und sich austauscht, ist das Präsenzformat sicher vorzuziehen. Ein hybrides Konzept für eine Messe könnte künftig aus einem digitalen Veranstaltungsteil bestehen, in dem informative Inhalte vermittelt werden, und einem physischen Eventteil, der das Bedürfnis nach persönlicher Begegnung und Information befriedigt. Digitale Formate haben für Teilnehmer den Vorzug, dass diese einen geringeren Zeitaufwand bedeuten und man zudem Reisekosten sparen kann. Angesichts dieses Wandels wird auch das Geschäftsmodell von Messen vielfältiger werden müssen; ein Weg könnten Kooperationen mit Fachmedienanbietern sein.