Flüchtlingshelfer sucht Hilfe

Thees Wullkopf: "Wir brauchen Unterkünfte"

9. März 2022
von Torsten Casimir

Der erste Impuls ging von seinen Söhnen aus, die eine Tour mit Hilfsgütern an die ukrainische Grenze planten. Da kam Schulbuch-Spezialist Thees Wullkopf auf den Gedanken: "Mit Schulbuch-Lieferfahrzeugen kann man auch anderes machen als Schulbücher zu liefern." Ein Erfahrungsbericht mit Ausblick.

Vom Gedanken zur Tat war es ein kurzer Weg – dank der Verbindung von Thees Wullkopf zu einem Dortmunder Parkett-Großhändler, der enge Kontakte in die Ukraine hat und seine Ware nur aus dem Land bezieht, kamen über Nacht vier Tonnen Hilfsgüter zusammen: Lebensmittel, Hygieneartikel, Schlafsäcke. "Das hat mich sehr beeindruckt, wie hemdsärmelig und zugleich effektiv die das kurzfristig geschafft haben", erzählt der Buchhändler. Ein internationales Team dort – eine Estländerin war zugegen, ein Moldawier, ein Ukrainer – habe genau gewusst, was zu tun sein. "Das klappte alles reibungslos.“ 

Auch wertvolle Medikamente gelangten auf die Weise ins Kriegsgebiet, sie waren für ein Krankenhaus in Lemberg bestimmt: "Die haben mir Arzneimittel im Wert von 30.000 Euro in die Hand gedrückt, obwohl wir uns in dem Moment alle nur beim Vornamen kannten." Wullkopf lud auf und brachte anderntags die Fracht über Polen an die ukrainische Grenze nahe der südostpolnischen Stadt Tomaszów Lubelski – mit einem in der Firma sehr liebevoll und gar nicht bellizistisch gemeinten roten "Polenbomber", einem Klein-Lkw mit gut 300.000 km auf dem Tacho, der bei Schulbuchauslieferungen in die Region Görlitz aufgrund seiner Anmutung regelmäßig kontrolliert wird, weil die Grenzpolizei irrtümlich auf Schmuggelei tippt. 

An der polnisch-ukrainischen Grenze das gleiche Bild von einer auf den ersten Blick ungeordnet scheinenden, aber tatsächlich reibungslosen und schnellen Annahme der Hilfsgüter. Alles sei von Einheimischen binnen kurzer Zeit ausgeladen und gleich zur Weiterleitung sortiert worden. Wullkopf berichtet von zahlreichen Lkw, Bussen, Tankstellen mit Schlangen von Hilfstransportern in der Gegend. Es sei ein breites Engagement von Menschen aus Polen, aus Deutschland sichtbar, die jetzt logistisch mit anpacken. 

Unterkünfte gesucht

Von der Sammelstelle ging es dann wenige Kilometer weiter zu einem Ort, wo Flüchtende aus den Kriegsgebieten auf Transporte gen Westen warteten. Wullkopf und seine Mitreisenden – sie waren mit insgesamt drei Fahrzeugen unterwegs – brachten neun Menschen nach Berlin; Wullkopf selbst nahm in seinem Lieferwagen eine Mutter und ihre Tochter mit, die nach Dresden wollten. Der Mann der jüngeren Frau arbeitet in der Kiewer Stadtverwaltung und blieb zurück – mit bangen Erwartungen an das, was für die Hauptstadt kommen könnte. 

Es soll nun nicht bei einer einmaligen privaten Hilfstour bleiben. Der Westfale will weitere Touren für Menschen fahren, die ihre von Krieg betroffene Heimat verlassen müssen. Als ehemaliger, langgedienter Bundeswehr-Offizier liege es für ihn nahe, sein Engagement "auf eine höhere Effizienzstufe" zu bringen. Er nennt es "Ukraine-Hilfe 2.0". Das bisher noch ungelöste Problem seien Unterkunft und Verbleib der Menschen, die geholt werden. Diese Schwierigkeit droht sich aus seiner Sicht eher weiter zu verschärfen: "Die Flüchtlinge, die jetzt kommen, haben zunehmend keine soziale Anbindung in Deutschland. Gleichzeitig bleibt aber der Flüchtlingsstrom anhaltend hoch." Wer Thees Wullkopf dabei helfen möchte oder Hilfe vermitteln kann: thees@wullkopf.com