Autor:innen im Exil Teil 2: Najem Wali

"Solange auch nur ein Schriftsteller im Gefängnis ist, ist niemand frei"

15. Juni 2023
Nils Kahlefendt

Wie leben Autor:innen in Deutschland, die aus ihrer Heimat fliehen mussten? Drei Begegnungen in Berlin. "Solange auch nur ein Schriftsteller im Gefängnis ist, ist niemand frei", sagt der Iraker Najem Wali im zweiten Teil unserer Serie. 

Najem Wali war 24, als sein Land einen absurden Krieg gegen den Iran vom Zaum brach. Der junge Iraker wollte kein Kanonenfutter sein, setzte sich am 28. Oktober 1980 in einen Bus Richtung türkischer Grenze – und entkam um Haaresbreite. »Ein gefälschter Wehrpass war mein Joker. Zum Glück gab es damals, Ende 1980, noch keine Computer an dieser Grenz­station. Sie ließen mich fahren.«

In dem Roman »Engel des Südens« (Hanser, 2011) hat Wali die Szene festgehalten; in den Irak konnte er erst 2003, nach 23 Jahren zurückkehren. »Der Geheimdienst dachte, ich sei in der DDR. Aber ich wollte nicht eine Diktatur ­gegen eine andere eintauschen.« Wali, der an einem Hafen, in ­Basra, ­geboren wurde, ging nach Hamburg – und später nach Berlin-Kreuzberg. »Wo Wasser ist, fühle ich mich wohl«, sagt er; ­deshalb treffen wir uns in seinem Kiez, nicht weit vom Kotti: in der rustikalen Ankerklause am Landwehrkanal.

Der Geheimdienst dachte, ich sei in der DDR. Aber ich wollte nicht eine Diktatur ­gegen eine andere eintauschen.

Najem Wali

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