Lektürelisten deutscher Universitäten analysiert

So viel müssen Germanistik-Studierende für ihre Lektüre ausgeben

28. August 2024
von Börsenblatt

Wie viele Schriftstellerinnen stehen auf den Lektürelisten der Germanistik-Institute? Und wie viel müssen Literatur-Studierende für die Lektüre ausgeben? Die Online-Plattform Bookbot hat die Lektürelisten der Literaturwissenschafts- und Germanistik-Studiengänge an verschiedenen deutschen Universitäten analysiert. 

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Die Analyse

Bookbot, eine Online-Plattform für Second-Hand-Bücher, hat die Lektürelisten für Studierende der Germanistik und Literaturwissenschaften an neun verschiedenen Universitäten ausgewertet. Dabei ging es unter anderem um den Preis der Bücher sowie die Geschlechterverteilung bei den Autor:innen. Das Ergebnis: Selbst der höchste Anteil weiblicher Urheberschaft auf einer Leseliste liegt immer noch unter einem Viertel. Marilena Himmelreich, Head of Communications bei Bookbot, drückt ihr Bedauern darüber aus, "da durch eine solch geringe Repräsentation die literarischen Errungenschaften, Erzählungen und erlebten Realitäten und Sichtweisen von Frauen in der Geschichte und Gegenwart weiterhin unsichtbar bleiben." Zudem werde interessant, zu beobachten, ob auch non-binäre Schriftsteller:innen ihren Weg in diese Lektürelisten finden. Als Bildungsinstitution habe die Universität die große Chance, Studierenden diverse Sichtweisen nahezubringen.

Die Ergebnisse

Die Anschaffungskosten:

Im Durchschnitt lagen die Anschaffungskosten für alle Titel der jeweiligen Liste bei 851,46€. Am teuersten wird es für Studierende der Germanistik an der Freien Universität Berlin mit 2308,39€. Danach folgen der Lehramtsstudiengang Deutsch an der Technischen Universität Dortmund mit 1731,52€. Germanistikstudierende der Ruhr-Universität Bochum müssten für alle Titel ihrer Leseliste 1419,72€ bezahlen. Darauf folgt mit weitem Abstand die Liste der Germanistikstudierenden der Universität Münster mit 600,43€. An der Ludwig-Maximilians-Universität München zahlen Germanistikstudierende für alle Bücher 480,79€ und an der Goethe Universität Frankfurt am Main 464,74€. Die drei günstigsten Listen haben die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen mit 366,66€ im Studiengang Literatur- und Sprachwissenschaft, die Universität Duisburg-Essen mit 192,40€ im Studiengang Germanistik und die Universität zu Köln mit 98,50€ im Studiengang Deutsche Sprache und Literatur. 

Die Anzahl der Titel auf den jeweiligen Lektürelisten ist nur im Durchschnitt mit 212 Werken angegeben.

Der durchschnittliche Anteil von Frauen geschriebener Werke an den untersuchten Lektürelisten lag bei 13%. Den höchsten Anteil an Autorinnen hat die Lektüreliste der Germanistik an der Universität Duisburg-Essen mit 22,58%. Knapp dahinter folgt die Universität zu Köln im Studiengang Deutsche Sprache und Literatur mit 22,33%. An der Universität Münster in der Germanistik sind es 21,74%. In der Liste der Germanistik an der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main sind es noch 17,19%

Der Frauenanteil auf den Lektürelisten der anderen Universitäten ist einstellig: 9,28% an der Ludwig-Maximilians-Universität München im Studiengang Germanistik, 8,72% im Studiengang Literatur- und Sprachwissenschaft an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, im Lehramtsstudiengang Deutsch an der Technischen Universität Dortmund sind es 7,05% und in der Germanistik der Ruhr-Universität Bochum 5,43%. Am schlechtesten schneidet die Freie Universität Berlin mit 2,37% in ihrer Germanistik ab.

Bei dieser Untersuchung fiel außerdem auf: Die auf den Lektürelisten angegebenen Büchern von Männern kosten im Durchschnitt 10,95€, die von Frauen geschriebenen Bücher durchschnittlich 17,47€

Goethe zum Jubiläum nach wie vor weit vorne

In diesem Jahr wäre Johann Wolfgang von Goethe 275 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass hat Bookbot auch untersucht, wie viel seine Werke noch an den deutschen Universitäten gelesen werden. Mit einem Anteil von 3,32% der gelesenen Lektüre ist er der häufigste Autor auf den Listen. Die Werke seines Freundes Friedrich Schiller machen im Vergleich noch 2,48% der Lektürelisten aus.