Aus der Printausgabe BBL 7/21: Vertreter*innen

Schneller Austausch - und rasch zur Tagesordnung

17. Februar 2021
Nils Kahlefendt

Der Verzicht auf Reisen zwingt Vertreter*innen, in der Kommunikation zwischen Verlag und Buchhandel neue Wege zu gehen. Ein Interview mit dem Verlagsvertreter Mario Max.  

Normalerweise wären Sie gerade unterwegs? 
Heute wäre ich in der schönen Weltkulturerbestadt Bamberg. Und würde am Abend in Erlangen, in einem kleinen, von mir sehr geliebten Hotel übernachten. Meine Reise begann planmäßig am 11. Januar, nach Dreikönig. Als am Ende der ersten Woche das Thema Mutationen hochkochte, habe ich – entgegen meiner ursprünglichen Absicht – auf Homeoffice umgeswitcht. Wenn es eine gute, über lange Zeit aufgebaute Vertrauensbasis gibt, lässt sich eine Reise ausnahmsweise auch mal per Telefon oder Zoom erledigen.  

Ursprünglich sollte es physische Termine geben, auch unter Lockdown-Bedingungen?
Natürlich. Das bestehende Gerüst war bereits auf der letzten Reise fixiert. Auf eine Rundmail in den ersten Januartagen bekräftigten zwei Drittel meiner Kunden den Wunsch nach einem Termin vor Ort. Ein Drittel wollte lieber auf Distanz arbeiten. Unter Lockdown-Bedingungen hätten wir mit reichlich Abstand und ohne Kunden konzentriert reden können. 

Wie hat die virtuelle Reise bislang funktioniert? 
Recht gut. Wobei mir viele Signale, die ich sonst in den Läden automatisch empfange, doch fehlen. Auch jetzt tauscht man sich aus, geht aber – im Gegensatz zur echten Gesprächssituation – schneller zur Tagesordnung über. Man will dann auch bald die Bestellung erledigt haben. Über die geschriebenen Aufträge muss ich nichts sagen; das reicht von ›Ich schiebe das Thema bis zum Ende des Lockdowns und entscheide dann‹ bis zu Dispositionen, die einen an der Existenz von Corona zweifeln lassen. Wo Buchhändlerinnen sich vom Gefühl leiten lassen, dass es richtig und wichtig ist, die Neuheiten im Laden zu haben. Viele arbeiten ja gerade jetzt sehr intensiv mit ihren Schaufenstern! Es gibt eine große Bandbreite von subjektiven Herangehensweisen an das Pandemie-Phänomen. 

Im Gegensatz zur echten Gesprächssituation geht man schneller zur Tagesordnung über.

Mario Max

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