»Rausgeblickt: Perspektiven für eine Welt nach Corona« hieß eine Online-Interviewreihe der Friedrich-Ebert-Stiftung, die von Mai bis September 2020 lief. Verantwortlich für die Reihe war Thomas Hartmann, der im Referat Lateinamerika und Karibik der Stiftung arbeitet. Hochkarätige Gesprächspartner waren eingeladen, unter ihnen der französische Starökonom Thomas Piketty, die Vorsitzende der Grundwertekommission der SPD, Gesine Schwan, die Soziologen Heinz Bude und Andreas Reckwitz sowie die Politökonomin Maja Göpel. Hartmann und sein Kollege Jochen Dahm haben daraus die achtbändige Reihe »rausgeblickt« erstellt, die sich mit den verschiedenen Aspekten der Pandemie (Staat, Markt, Klima, Geschlechter etc.) beschäftigt. »Die Interviewform eignet sich gut, um komplexe Gedankengänge auf verdauliche Art zu vermitteln und Orientierung zu geben. Die Pandemie ist dabei der Ausgangspunkt, um über notwendige Veränderungen und Lösungen für alte und neue Missstände zu sprechen«, so Hartmann. Die ersten vier Bände sind Mitte Februar, die weiteren vier Mitte März bei J. H. W. Dietz Nachf. erschienen (je 10 Euro).
Die Pandemie ruft auch Medienwissenschaftler auf den Plan, beispielsweise Roberto Simanowski mit seinem Buch »Das Virus und das Digitale« (Passagen Verlag, 136 S., 16,90 Euro). Er setzt sich darin unter anderem mit den politischen Folgen der beschleunigten Digitalisierung für die Gesellschaft auseinander, auch mit den Nebenwirkungen, die das Internet mit sich bringt – etwa Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit Anti-Corona-Protesten (»Infodemie«).
Mit den »Netzwerken der Demokratiefeinde« (so der Untertitel) in der Pandemie beschäftigt sich der von Heike Kleffner und Matthias Meisner herausgegebene Band »Fehlender Mindestabstand« (Herder, 352 S., 22 Euro). Die Autor*innen des Bands porträtieren das gesamte Spektrum – von Querdenken-711 über QAnon bis zur neuen Rechten und ihrem »parlamentarischen Arm«, der AfD (so Tilman Steffen in einem Beitrag). Und sie bilden ein Klima ab, in dem Rassismus und antidemokratische Narrative gedeihen.
Im Fokus der Kritik steht auch die EU: Das Missmanagement bei der Impfstoffbeschaffung wurde als Versagen gewertet. Antworten auf die Frage, weshalb Brüssel so im Fokus der Kritik steht, sucht der niederländische Historiker und politische Philosoph Luuk van Middelaar in seinem Buch »Das europäische Pandämonium. Was die Pandemie über den Zustand der EU enthüllt« (Suhrkamp, 202 S., 16 Euro).