Im Alter von 96 Jahren

Ruth Westheimer ist gestorben

17. Juli 2024
Redaktion Börsenblatt

Die deutsch-amerikanische Autorin Ruth Westheimer ist am vergangenen Freitag mit 96 Jahren im Kreis ihrer Familie in New York City verstorben. Nach einem bewegten Leben hinterlässt sie zwei Kinder, vier Enkel und ein umfangreiches intellektuelles Erbe.

Ihre Mission: Verbundenheit

Am Freitag, 12. Juli, ist Ruth K. Westheimer in New York im Alter von 96 Jahren gestorben. Westheimer war eine renommierte Sexualtherapeutin und Soziologin und galt als Pionierin der Sexualaufklärung. In den 1980er Jahren wurde sie durch ihre Radiosendung "Sexually Speaking“ bekannt, eine jeweils 15-minütige Kolumne, die Tabus brach. Ihre Botschaft: Sexualität ist nichts, wofür man sich schämen muss.

Sie schrieb mehr als 40 Bücher, das letzte erscheint diesen Herbst im Ariston-Verlag und trägt den Titel "Vom Glück der Verbundenheit. 100 Wege aus der Einsamkeit. Erkenntnisse aus meinen ersten 96 Jahren.“ Das Thema lag ihr offenkundig am Herzen: Sie sah es als ihre Hauptaufgabe, mitzuhelfen, "dass nicht so viele alleine sind“, zitiert Tobias Winstel, verlegerischer Geschäftsleiter der Heyne-Verlage, aus einem Gespräch mit ihr vor einigen Jahren. Er berichtet, wie sie bis in die letzten Tage ihres Lebens mit Lust darüber gesprochen und geschrieben habe, dass Beziehungen zwischen den Menschen das Wertvollste sind, das wir haben.

Biografisches

1928 wurde Westheimer als Ruth Karola Siegel in Karlstadt am Main als Tochter einer jüdischen Familie geboren. Mit zehn Jahren wurde sie kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkriegs mit einem Kindertransport in die Schweiz gebracht und überlebte so den Holocaust. Sie ging anschließend 1956 in die USA und nahm 1965 die US-Staatsbürgerschaft an. Dort unterrichtete sie als Dozentin am Calhoun College der Yale University, am Butler College der Princeton University und als Lehrbeauftragte an der Medizinischen Fakultät der New York University. Sie hatte in New York eine eigene Beratungspraxis und hielt weltweit Vorträge. 2019 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz.