Lesetipp aus der "taz"

Presse- und Kunstfreiheit in Slowenien bedroht

26. April 2021
Redaktion Börsenblatt

Der rechtspopulistische slowenische Ministerpräsident Janez Janša räumt in der Kultur- und Literaturszene seines Landes auf. Jüngstes Opfer ist Renata Zamida, Leiterin der Nationalen Buchagentur und Organisatorin des Gastland-Auftritts auf der Frankfurter Buchmesse, wie die "taz" berichtet.

Der Entlassung sei eine monatelange Diffamierungskampagne vorausgegangen, so Renata Zamida gegenüber der "taz". Das slowenische Kulturministerium werfe ihr fahrlässige und kriminelle Handlungen vor, unter anderem habe sie kein Strategiepapier für die Jahre 2020 bis 2024 vorgelegt und sich bei der Vergabe von Aufträgen an nicht geeignete Kandidaten korrupt verhalten.

Zamida hält die Vorwürfe für vorgeschoben. Kulturminister Vasko Simonitis wolle an ihrer Stelle jemanden haben, der "weniger unabhängig, laut und populär" sei, so die "taz". Alle Mitarbeiterinnen und Hunderte Prominente aus der Literatur- und Kulturszene Sloweniens haben sich hinter die entlassene Leiterin der Nationalen Buchagentur JAK gestellt.

Der slowenische Philosoph Slavoj Žižek wird in der "taz" mit den Worten zitiert: "Slowenien bildet mit Ungarn und Polen die neue Achse des Bösen".

Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse und Gastgeber Sloweniens im Jahr 2023, wollte sich laut "taz" nicht zu den politischen Entwicklungen äußern, bedauerte aber die Ablösung Zamidas: "Wir waren sehr enttäuscht, dass Renata Zamida nicht mehr für die slowenische Buchagentur verantwortlich ist. Sie ist eine ausgezeichnete Literaturvermittlerin. Wir haben ihr viel zu verdanken." Boos hofft, das die slowenische Regierung am Gastland-Projekt festhält, in dessen Rahmen ein „intensiver Kultur- und Meinungsaustausch“ vorgesehen sei.