Die 81-Jährige werde „für die Unerschrockenheit, mit der sie ihre Erfahrung in ihrer Autofiktion protokolliert, und für die Klarheit ihres Blickes auf Gesellschaft und kollektives Gedächtnis“ ausgezeichnet.
Annie Ernaux schreibe autobiografisch, der Kern des Erlebens sei aber immer auch Beispiel für soziale und zeitgeschichtliche Bedingungen, so die Jury in ihrer Begründung. „Die literarische Form, die sie dafür findet, hat das autobiografische Schreiben von Schriftstellerinnen und und Schriftstellern in Europa und der Welt erneuert.“
Ernaux, die sich als "Ethnologin ihrer selbst" bezeichne, widme sich Fragen zu den unsichtbaren Klassenschranken in Europa. Sie befasse sich zudem mit den Eingriffen des Staates ins Private und den Erfahrungen einer Frau, die sich nicht mit ihrem von der Gesellschaft zugedachten Platz zufriedengebe.
Zuletzt erschien Ernauxs Roman „Das Ereignis“ bei Suhrkamp. Darin beschreibt sie, wie die Studentin Annie Ernaux 1963 schwanger wird. In einer Zeit und einem Land, in dem Abtreibung verboten ist, versucht sie, das in ihr heranwachsende Kind nicht zu bekommen.
Der Würth-Preis wird alle zwei Jahre vergeben. Zuletzt wurde der israelische Schriftsteller David Grossmann ausgezeichnet.
Der Jury unter Vorsitz von C. Sylvia Weber, Geschäftsbereichsleiterin Kunst und Kultur der Würth-Gruppe und Aufsichtsrätin der Stiftung Würth, gehören an:
- Lothar Müller
- Ulrich Raulff
- Denis Scheck
- Marie Schmidt
- Jürgen Wertheimer
- David Grossman