Beschlüsse der Mitgliederversammlung

PEN-Zentrum will keine AfD-Mitglieder in seinen Reihen

24. Juni 2024
Redaktion Börsenblatt

100 Jahre PEN-Zentrum Deutschland: Den Auftakt der Feierlichkeiten machte am 21. Juni die Mitgliederversammlung in Hamburg. Dabei gab es mehrere Resolutionen. Unter anderem wurde beschlossen, dass eine Mitgliedschaft im PEN-Zentrum mit einer Mitgliedschaft in der AfD nicht vereinbar ist. Außerdem ging es um Antisemitismus, Israel, Meinungsvielfalt und den Schutz des geistigen Eigentums in Zeiten künstlicher Intelligenz.

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Am 21. Juni fand die diesjährige Mitgliederversammlung des PEN-Zentrums Deutschland statt. Dort wurden verschiedene Themen besprochen, Forderungen formuliert und Beschlüsse verabschiedet. Unter anderem ging es um die AfD, Israel, künstliche Intelligenz und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Gleichzeitig war die Mitgliederversammlung die Auftaktveranstaltung zu 100 Jahre PEN-Zentrum Deutschland.

AfD

Auf der Mitgliederversammlung des PEN-Zentrums Deutschland wurde eine Resolution verabschiedet, die die Unvereinbarkeit der Doppelmitgliedschaft im PEN und in der Alternative für Deutschland (AfD) festlegt. Die Mitglieder des PEN seien durch die Charta des PEN International dazu verpflichtet, "jederzeit ihren ganzen Einfluss für das gute Einvernehmen und die gegenseitige Achtung der Nationen einzusetzen. Sie verpflichten sich, mit äußerster Kraft für die Bekämpfung jedweder Form von Hass und für das Ideal einer einigen Welt und einer in Frieden lebenden Menschheit zu wirken", so die Mitteilung des PEN-Zentrums. Die von der AfD propagierten Ansichten und Ziele würden diesen Grundsätzen des PEN diametral entgegenstehen. Die politische Agenda der AfD ziele darauf ab, nationale und kulturelle Grenzen zu betonen und oft auch zu verschärfen. Dies widerspreche den Grundsätzen des PEN, die auf internationale Verständigung, gegenseitigen Respekt und den Kampf gegen Hass und Intoleranz abzielen. Der PEN begreife sich als Anwalt des freien Wortes, und es ist unerlässlich, dass seine Mitglieder diese Werte in jeder Hinsicht unterstützen und verteidigen. Laut offizieller Pressemeldung erfolgte der Beschluss einstimmig.

Israel

Die Mitgliederversammlung des PEN-Zentrums hat zudem eine Resolution verabschiedet, in der sich die Autorinnen und Autoren beruhend auf der Charta des PEN International klar gegen jede Form des Antisemitismus aussprechen und zum Existenzrecht Israels bekennen. Der brutale Überfall von Hamas-Terroristen am 7. Oktober 2023, das gezielte Töten von Zivilisten und das Verschleppen von über hundert Geiseln markiere eine Zäsur in der konfliktreichen Geschichte der Region. Der Konflikt zwischen Hamas und Israel breite sich insofern inzwischen auch in Deutschland aus, als dass offener Antisemitismus in der Gesellschaft spürbar werde und einzelne Stimmen sogar das Existenzrecht Israels infrage stellen. "Es ist nicht hinnehmbar, dass in unserem Land erneut Menschen jüdischen Glaubens und ihre Einrichtungen angegriffen werden. Jüdinnen und Juden müssen ihre Religion frei ausüben und in Sicherheit leben können", betont die Vizepräsidentin und Writers-in-Exile-Beauftragte des deutschen PEN, Astrid Vehstedt.

Weitere Themen: Künstliche Intelligenz und Medien

Die PEN-Mitgliederversammlung appellierte zudem an die Bundesregierung, sich auf europäischer Ebene für strengere Regelungen zur Erforschung, Entwicklung und Nutzung von Künstlicher Intelligenz einzusetzen. Missbrauch der Technologie muss vorgebeugt und demokratische Strukturen geschützt werden. Fragen der Autorenschaft müssen geklärt werden, Falschmeldungen und Hetze verhindert, geistiges Eigentum geschützt werden. Der "AI Act" der Europäischen Union müsse weiter verschärft werden.

Des Weiteren setzt sich der PEN Deutschland für Meinungsvielfalt in den Medien ein. Hierzu gehöre eine Debatte über die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Der deutsche PEN fordert laut Mitteilung eine Dezentralisierung der ARD und eine bessere Platzierung von Kultur- und Literaturangeboten.

Die Versammlung und 100 Jahre PEN

Schauplatz der Mitgliederversammlung war die Patriotische Gesellschaft in Hamburg. Sie wurde am 11. April 1765 gegründet und setzt sich bis heute für gemeinnützige Zwecke und Bürgerrechte ein. Die Versammlung war der Auftakt zum hundertsten Jubiläumsjahr des PEN-Zentrums Deutschland. "Der Ort für die Auftaktversammlung zu 100 Jahre PEN-Zentrum Deutschland wurde von uns wegen seiner historischen Bedeutung bewusst gewählt", so Michael Landgraf, Generalsekretär des deutschen PEN. Formelles Gründungsdatum war der 15. Dezember 1924. Auf den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig sowie an verschiedenen anderen Orten sind zu diesem Anlass Jubiläumsveranstaltungen geplant. Den Abschluss des Jubiläumsjahres bildet die PEN-Jahrestagung vom 26. bis 29. Juni 2025 in Darmstadt.