Gastspiel von Jochen Jung zur Frankfurter Buchmesse

Ohne Buchmesse geht es nicht

27. Mai 2021
Redaktion Börsenblatt

Keine Buchhandlung kann so viel Verlockung anbieten wie die unermessliche Messewoche im Oktober. Das findet jedenfalls der Verleger Jochen Jung, der die Branche zur Teilnahme in Frankfurt 2021 aufruft.

Gewiss, wir hoffen dringend, dass es in diesem Herbst – wann auch immer – wieder eine Buchmesse in Frankfurt geben wird. Denn dass sie im vergangenen Jahr ausfallen musste, hat uns vor allem erfahren lassen, was die Buchmesse Jahr für Jahr für uns bedeutet. 

Eine präsentere und persönlichere Vorführung dessen, was die Verlage sowohl überhaupt als auch aktuell an Autorinnen und Autoren mit neuen Büchern der neugierigen Welt des Handels und der Leserinnen und Leser vorzuschlagen und anzubieten haben, ist nicht denkbar. Die vermittelnde Presse und der bietende Buchhandel erfahren gleichsam handfest, was an Neuem und was an Vertrautem auf sie zukommen und um ihr Interesse und ihre Empfehlung bitten wird. 

Hinzu kommt, dass man mit den Verlegern und Mitarbeitern der Verlage willigen Gesprächspartnern begegnet, mit denen ins Gespräch zu kommen zugleich bedeutet, dass man nicht nur die Informationen über jeweilige Titel und Autoren erfahren kann, sondern zugleich die Begeisterung, die wir letztlich alle vom Bücherlesen kennen und erhoffen.

Bücher, die nicht Schul- oder Lehrbücher sind, sind ja in gewissem Sinn auch überflüssig: Sie nicht gelesen zu haben, macht einen noch nicht lebensuntauglich. Aber armselig, unklug und fantasielos. Die Literatur lehrt uns hingegen die Vielseitigkeit nicht nur von Büchern selbst, sondern ebenso die Vielfalt des Lebens und seiner Teilhaber.

Wer liest, ist nie ganz allein, sondern immer in überraschender Gesellschaft mit der Autorin oder dem Autor, den Figuren der erzählten Geschichte, den nachdenklich Mitempfindenden der Gedichte – und seiner selbst, dessen Reaktion auf das Gelesene oft unerwartet und »neu« ist. Denn tatsächlich zeigt uns das Lesen ja nicht nur die Lebensauffassung, den Humor oder Ärger anderer, sondern zugleich den Umgang mit uns selbst. Und all das kann ungemein vielfältig sein, und so ist schon das Vorübergehen an den diversen Ständen auf der Buchmesse und der Blick auf die Namen, die Buchumschläge und die Mitarbeiter ein ungemein anregender Kontakt mit den unterschiedlichsten Porträts des Lebens.

Nun gut, wer sich für Bücher interessiert, ob von Berufs wegen oder als privater Selbstpfleger, wird seine heimische Buchhandlung besuchen und finden, was er für sich sucht. Viel­fältiger (und vielseitiger!) als auf der Buchmesse kann es aber nicht sein. Keine Buchhandlung kann so viel Verlockung anbieten wie die unermessliche Messe!

Wer liest, ist nie ganz allein, sondern immer in überraschender Gesellschaft.

Jochen Jung

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