Buchhandel in Österreich wieder offen

Nach Lockdown ziehen Umsätze wieder an

10. Februar 2021
Redaktion Börsenblatt

Nach sechswöchigem Lockdown durften in Österreich die Buchläden am 8. Februar wieder öffnen. Börsenblatt online hat Buchhändlerinnen und Buchhändler im Nachbarland befragt.

Johannes Kößler, Mitinhaber der Buchhandlung Seeseiten in Wien

"Also prinzipiell war es eine große Freude, wieder aufsperren zu können, bei uns wird jeder Kunde, der reinkommt, im La-Ola-Stil bejubelt", sagt Johannes Kößler, Mitinhaber von Seeseiten in Wien.

"Nach intensiver Kundeninformation im Vorfeld hat sich der Ansturm aber schön aufgeteilt bzw. haben wir mit abgezählten Einkaufskörben an der Eingangstür - wie schon bei der ersten Eintrittsbeschränkung – vorgesorgt. Unsere bezirksweite Fahrrad- bzw. witterungsbedingt Auto-Buch-Lieferung erhalten wir vermindert aufrecht, wodurch auch etwaige Lücken geschlossen werden können. Unsere Befürchtung hier ist allerdings, dass die Öffnung nicht lange anhält, vor allem, da die Impfung so schleppend vorangeht", so Kößler. Das Buchhandlungsteam treffe alle möglichen und nötigen Sicherheitsvorkehrungen und hoffe, dass die Leserinnen und Leser auch weiterhin so verantwortungsvoll mit der zerbrechlichen neugewonnen Freiheit umgehen.

"Der Umsatz in den ersten Tagen ist beruhigend. DER Lockdown-Bestseller war und ist übrigens Ingrid Brodnigs "Einspruch! Verschwörungsmythen und Fake News kontern - in der Familie, im Freundeskreis und online", was mich allgemein und auch im Speziellen sehr, sehr beruhigt hat. Ich kann dieses Buch nur jedem empfehlen", sagt Kößler.

Die Erfahrungen, die die Buchhandlung gemacht habe, zeigten, wie wichtig es ist, im Lockdown sichtbar zu bleiben – "online vorlesen, Buchbesprechungen, intensive Online-, Telefon- und Mailberatung, gut lesbare Buchbesprechungen im Schaufenster anbieten und auch Online-Lesungen mit Autor*innen, so obsolet und überlaufen das Feld auf den ersten Blick scheinen mag".

 

 

Alice Loske-Wirthmiller, Inhaberin der Buchhandlung Wirthmiller in Saalfelden

"Das Schönste am vergangenen Montag war, die ersten Kinderstimmen wieder in der Buchhandlung zu hören", so Inhaberin Alice Loske-Wirthmiller. Einen regelrechten Ansturm auf das Geschäft habe es nicht gegeben, was aber vor allem damit zu tun hat, dass die Kunden die Wiedereröffnung sehr vorsichtig und gezielt wahrgenommen hätten. Einige hätten telefonisch angekündigt, erst in ein paar Tagen kommen zu wollen. Wegen des Hygienekonzepts dürften sich nur maximal sechs Kunden im Laden aufhalten, so Loske-Wirthmiller. Während des Lockdowns hat die Buchhandlung über den Webshop und über die Abholstation vor dem Laden verkauft. "Das war sehr hilfreich und eine gute Möglichkeit, die Kunden trotzdem mit Büchern versorgen zu können."

Wolfgang Posautz, Mitinhaber der Buchhandlung Lerchenfeld in Wien

Das allgemeine Sortiment mit einer Verkaufsfläche von rund 80 Quadratmetern liegt in der Lerchenfelder Straße 50 im 8. Wiener Bezirk, wie Wolfgang Posautz, einer der beiden Inhaber der Buchhandlung Lerchenfeld berichtet.

"Click & Collect hat relativ gut geklappt, hat uns viel geholfen", so Posautz zum letzten Lockdown. Im Gegensatz zu den ersten beiden Lockdowns sei dieser Service im dritten erlaubt gewesen. Er sei allerdings arbeitsintensiv gewesen. Da die Stammkunden in der Umgebung sehr treu geblieben waren, sei der Einbruch der Umsätze überschaubar geblieben. "In der Lockdown-Phase kamen sehr viele Bestellungen rein." Der Dezember sei sehr gut gelaufen, "da haben wir alles aufgeholt." Insgesamt sei es vom Umsatz her damit noch ein gutes Jahr 2020 gewesen, man habe ein kleines Plus einfahren können. Ähnlich sei es vielen inhabergeführten Buchhandlungen in Wien gegangen. Geholfen habe auch die Präsenz des Themas Buchhandel in den Schlagzeilen, verbunden mit dem Aufruf an die Leser*innen, an die Buchhandlungen vor Ort zu denken. Im gerade abgelaufenen Januar habe sich der Lockdown jedoch negativ ausgewirkt, "wir haben 20 bis 25 Prozent weniger Umsatz erzielt als im Januar 2020", überschlägt Posautz.

Seit Montag, den 8. Februar hat man den Laden wieder normal von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Nach den aktuellen Vorgaben dürfen vier Kund*innen gleichzeitig hinein (vorm letzten Lockdown waren es acht). Das man wieder öffnen dürfe, bringe natürlich etwas, so der Buchhändler. "Wir hoffen, dass wir bis Ostern das Minus wieder etwas ausgeglichen haben." Seit Montag kämen um einiges mehr an Kunden, die froh seien, dass die Buchhandlung wieder offen sei. "Wir haben ein sehr treues Publikum vor Ort", betont er nochmals. Schwierig für ihn persönlich sei es, den ganzen Tag eine Maske zu tragen, was aber natürlich sein müsse.

Markus Renk, Geschäftsführer der Wagner'schen Buchhandlung in Innsbruck

Sehr positiv sei der Eindruck der ersten Tage nach der Wiedereröffnung, so Geschäftsführer Markus Renk. "Die Kunden sind froh, wieder persönlich in die Buchhandlung kommen zu können – und wir, sie wieder persönlich begrüßen zu dürfen." Während des Lockdowns habe die Buchhandlung dank des Webshops und einer Abholstation vor dem Laden immerhin ungefähr 80 Prozent des üblichen Umsatzes erzielen können, so Renk. "Damit sind wir wesentlich besser gefahren als die großen Ketten." Non-Books und Grußkarten habe man wegen des Lockdowns naturgemäß nicht verkauft.

Die Wiedereröffnung tue dem Umsatz sehr gut. Vom 1. bis zum 9. Februar habe Renk eine Umsatzsteigerung von 43 Prozent verzeichnet. "Derzeit sind wir sehr zuversichtlich, was 2021 betrifft, auch wenn man nicht ausschließen kann, dass wir noch einmal zusperren müssen", so Renk.