Die bisherigen Erfahrungen mit den seit Januar 2019 geschlossenen DEAL-Verträgen, so Knoche in seinem Blog "Aus der Forschungsbibliothek Krekelborn", ließen nur einen Schluss zu: dass man so schnell wie möglich aus den Vereinbarungen aussteigen sollte. Er nennt dafür unter anderen folgende Gründe.
- Die DEAL-Verträge, die die deutsche Wissenschaftsallianz mit den beiden großen Verlagen Wiley und Springer Nature abgeschlossen hatte, lösten in keiner Weise die Abhängigkeit der Wissenschaft von den Monopolverlagen, so Knoche. Durch die Umstellung auf Open Access sei das Publikationssystem unangetastet geblieben. Von "Open Science" könne keine Rede sein.
- Kleine und mittlere Verlage, die sich nicht am Projekt DEAL beteiligen können, würden zurückgesetzt. "Ihre Open-Access-Zeitschriften sind in Gefahr, nicht mehr wettbewerbsfähig zu bleiben", so Knoche.
- Bei Autorinnen und Autoren würde DEAL den Anreiz zum Publizieren bei den Monopol-Verlagen steigern, zumal die beteiligten Universitäten und Forschungseinrichtungen für ihre Autoren bereits günstige Konditionen ausgehandelt hätten.
- Leserinnen und Leser hätten zwar freien Zugang zu Publikationen von Wiley und Springer Nature, würden aber mit ihren Nutzungsdaten "bezahlen". Allein bei der Zeitschrift "Nature" würde die Nutzung von mehr als 70 Instrumenten nachverfolgt.
Die Vereinbarung mit DEAL beinhaltet das Recht von beteiligten Forschungseinrichtungen, Artikel ihrer Autorinnen und Autoren in den Zeitschriften von Wiley und Springer Nature gegen eine Publish-and-Read-Gebühr von 2.750 Euro im Open Access zu publizieren.
Knoches Thesen decken sich zu einem Gutteil mit den Ergebnissen einer Studie, die der Düsseldorfer Ökonom Justus Haucap gemeinsam mit zwei weiteren Autoren im März 2021 publiziert hat ("The Impact of the German `DEAL' on Competition in the Academic Publishing Market"). Darin kommen die Autoren unter anderem zu dem Ergebnis, dass schon wenige Monate nach den DEAL-Vereinbarungen mit Wiley und Springer Nature im Bereich der Chemie mehr Autorinnen und Autoren als zuvor ihre Forschungsartikel in diesen beiden Verlagen publiziert haben – zulasten anderer Wissenschaftsverlage. Es sei zudem damit zu rechnen, dass Bibliotheken künftig ihre Anschaffungsetats nur noch auf wenige Verlage, darunter die "DEAL"-Partner, konzentrierten.