TV-Tipp: Reisedoku in 3sat

"Lost in DDR"

25. September 2020
Redaktion Börsenblatt

30 Jahre nach der Wiedervereinigung reist der Comedian Stefan Danziger auf Spurensuche durch Ostdeutschland – in Begleitung eines DDR-Baedekers (MairDumont) von 1989. Wohlgemerkt: ein West-Reiseführer. Entstanden ist daraus eine TV-Doku, die 3sat am 26. September ausstrahlt. Danach ist der Beitrag in der Mediathek zu sehen.

Stefan Danziger, Stand-up-Comedian und ehemaliger Stadtführer, lässt sich in der TV-Doku "Lost in DDR" (eine Anspielung auf den Film "Lost in Translation"?) durch einen "Baedekers Allianz Reiseführer DDR“ von 1989 (MairDumont, 4. Auflage) durch Ostdeutschland leiten. Der West-Reiseführer werde dabei zum Werkzeug moderner Archäologie, kündigt der Sender an. Wer mehr über Danziger wissen möchte, wird auf seiner Website fündig: https://www.stefan-danziger.de/

  • Sendetermin der Erstausstrahlung: "Lost in DDR. Stefan Danzigers Trip nach 1989". In 3sat am Samstag, 26. September, 19.20 Uhr (38 Minuten). Produziert wurde die Doku fürs ZDF und 3sat.

Danziger ist selbst ein Kind der DDR, wuchs in der Sowjetunion auf und zog nach der Wende nach Berlin. In der TV-Doku überprüft er in Begleitung des 89er Baedekers er Restauranttipps, Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten auf ihren Echtheitsgehalt: "Manche Spots waren früher eine Ruine und sind es heute nicht mehr, manchmal ist es genau umgekehrt", so der Sender. Straßennamen haben sich geändert: Aus einer "Straße der sowjetischen Freundschaft" wurde wieder eine "Bismarckstraße". Geblieben sei dafür die Spreewaldgurke. Danziger fährt nach Berlin, Potsdam, Rostock und an die Ostsee. Stationen sind etwa das Brandenburger Tor, eine Münzstube, der ehemalige Potsdamer Hauptbahnhof Pirschheide, Schloss Sanssouci, der Ostsee-Strand Warnemünde, das Hotel Neptun und der Brunnen der Lebensfreude (im Volksmund: der "Pornobrunnen") in Rostock. Dabei folgt der Comedian den empfohlenen Routen im Buch, spricht mit den Menschen und Zeitzeugen, kommentiert das Buch und die Realität. Dabei gehe es nicht um die nicht um die schnelle Pointe.

Der Baedeker stelle die DDR "durchaus in einem guten Licht dar, laviert sich um die offensichtliche Kritik und konzentriert sich lieber auf die Kultur", so der TV-Sender. "Lediglich ergänzt mit notwendigen und heute unterhaltsamen Informationen für den Westler. Das musste schon so sein, um einer möglichen Zensur und einem Einfuhrverbot durch die Zoll-Behörden zu entgehen."

Die Doku wurde im August 2020 gedreht, teilt das ZDF auf Anfrage mit. Die Dreharbeiten seien durch die Corona-Pandemie nicht beeinträchtigt gewesen. "Allerdings gab es zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen wie Masken und ein zweites Produktionsauto sowie ein ausgearbeitetes Sicherheitskonzept. Das Drehbuch haben wir dementsprechend angepasst", so eine Sprecherin des Senders. Am Samstag erfolgt, wie gesagt, die deutsche Erstausstrahlung bei 3sat. Der Film werde dann am 2. Oktober im Rahmen der "Langen Nacht der Deutschen Einheit" im ZDF wiederholt und stehe ein Jahr ab Sendedatum in der Mediathek bei 3sat und im ZDF zum Abruf bereit.

Die Idee zum Projekt hatte die Produktionsfirma Wieduwilt aus Berlin: https://wieduwilt-film.de/. Produzent war Stefan Wieduwilt, als Autorin fungierte Berit Schwarz.