Nagel & Kimche-Gründerin

Verlegerin Renate Nagel ist tot

10. August 2023
Redaktion Börsenblatt

Die Schweizer Verlegerin Renate Nagel, die 1983 den Verlag Nagel & Kimche gegründet hatte, ist am 29. Juli im Alter von 86 Jahren gestorben. Das teilt HarperCollins mit, zu dem Nagel & Kimche seit diesem Jahr gehört. 

Renate Nagel (1984)

Den Tod von Renate Nagel hatten zuvor Medien unter Bezug auf deren Schwester gemeldet. Nach einer kaufmännischen Lehre hatte Renate Nagel in Deutschland, den USA und der Schweiz Geschichte, Philosophie, Anglistik und Politische Wissenschaft studiert und ihr Studium in Zürich mit der Promotion abgeschlossen, schreibt HarperCollins in einem Nachruf.

1966 trat Renate Nagel in den Benziger Verlag Zürich/Köln ein und war dort 17 Jahre als Cheflektorin für die internationale Literatur und das Kinder- und Jugendbuchprogramm zuständig.  1983 verließ sie Benziger und gründete zusammen mit der Juristin Judith Kimche (1940–2020) als stiller Teilhaberin in Zürich den Verlag Nagel & Kimche.

Das erste Programm erschien 1984. Es war ein "Autorenverlag", der auf enge Bindung an seine Autorinnen und Autoren setzte, ein Werk betreute, nicht einzelne Bücher, so HarperCollins weiter. Im Mittelpunkt des Programms standen die Literatur aus der deutschsprachigen Schweiz und internationale Kinderliteratur. Im "Verlag mit der persönlichen Handschrift" veröffentlichten z. B. Hans Boesch, Christoph Geiser, Lukas Hartmann, Eveline Hasler, Franz Hohler, Rolf Lappert, Kurt Marti, Mariella Mehr, Grete Weil, Walter Vogt.

Zu den bekannten Kinderbuchautoren gehörten u.a. Achim Bröger, Hanna Johansen, Irina Korschunow, Hans Manz, Gudrun Mebs, Gudrun Pausewang, Jens Sparschuh, Uwe Timm und Renate Welsh. Nagel & Kimche war rasch erfolgreich. Seine Autorinnen und Autoren wurden mit zahlreichen Schweizer und internationalen Preisen ausgezeichnet. Einzelne Titel wurden in bis zu 14 Sprachen übersetzt, verfilmt und als Hörspiel, Hörbuch, Taschenbuch veröffentlicht.

Mit Erreichen der Altersgrenze verkaufte Renate Nagel den Verlag an den Münchner Carl Hanser Verlag, der Nagel & Kimche 18 Jahre lang mit eigenem Literaturprogramm in Zürich weiterführte. 2017 verkaufte Hanser Nagel & Kimche an den Verleger Oliver Kneidl. Seit Januar 2023 ist der Verlag Teil der Verlagsgruppe HarperCollins. Der Zürcher Verlagssitz, der Verlagsname und das Literaturprogramm wurden beibehalten.

Renate Nagel war auch als Herausgeberin tätig und fungierte als Präsidentin des Schweizer Verleger-Vorstandes sowie als Mitglied der Eidgenössischen Bibliothekskommission. Sie wurde unter anderem mit dem Oertli-Preis: "In Würdigung des persönlichen Einsatzes für den Literaturaustausch zwischen den Sprachregionen der Schweiz" und dem Verlegerpreis der Stadt Bern "für besondere verlegerische Verdienste" ausgezeichnet.

Das Schweizerische Literaturarchiv, Teil der Schweizerischen Nationalbibliothek, Bern, beherbergt die meisten Vor- und Nachlässe der von Renate Nagel betreuten Belletristik-Autoren sowie einen Teil des Verlagsarchivs von N&K.

"Wir verlieren mit Renate Nagel eine prägende Figur des deutschsprachigen Literaturbetriebs und eine leidenschaftliche Verlegerin, deren Vermächtnis wir mit dem von Ihr gegründeten Verlag NAGEL & KIMCHE in ihrem Sinne und in ehrendem Angedenken weiterführen", erklärt Jürgen Welte, Verleger und Geschäftsführer der Verlagsgruppe HarperCollins.