Writers in Prison Day

PEN-Zentren erinnern an bedrohte und inhaftierte Schriftsteller

15. November 2022
Redaktion Börsenblatt

Am 15. November ist Writers in Prison Day. 140 PEN-Zentren nutzen den Tag, um weltweit an bedrohte und inhaftierte Schriftstellerinnen und Schriftsteller zu erinnern. In diesem Jahr rücken sie die Fälle von Tsitsi Dangarembga (Simbabwe), José Rubén Zamora Marroquín (Guatemala), Narges Mohammadi (Iran) und Server Mustafayev (Ukraine/Russland) in den Fokus.

Die Kolleg:innen stünden mit ihrem Schicksal beispielhaft für die Repressionen, denen sich Autorinnen und Autoren wegen ihrer Reden und Texte auf der ganzen Welt ausgesetzt sehen.

„PEN-Zentren weltweit benennen Menschenrechtsverletzungen in rund hundert Ländern. Demokratische Länder sind dringend gefordert, ihre eigenen Werte auch anderswo zu verteidigen und ihre Beziehungen zu solchen Staaten zu überdenken, sei es zu Ägypten, Katar, China oder Indien“, sagt Cornelia Zetzsche, Vizepräsidentin und Writers in Prison-Beauftragte des deutschen PEN.

Der Fall Narges Mohammadi

Die iranische Schriftstellerin, Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi wurde seit 2015 mehrfach verhaftet, verurteilt und im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran festgehalten. Angeklagt ist sie wegen der Verbreitung von Propaganda gegen das System und angeblicher Aktionen gegen die nationale Sicherheit. So hatte sie unter anderem psychische Foltermethoden in iranischen Gefängnissen dokumentiert.

Im Oktober 2022 soll sie in der Haft zur Solidarität mit der Protestbewegung nach dem Tod von Mahsa Amini aufgerufen haben. Laut ihrer Familie drohen Narges Mohammadi bis zu zehn Jahre Haft, 150 Peitschenhiebe, eine Geldstrafe und weitere Verbote. Mit ihrem Mann, der nach 17 Jahren Haft ins Exil floh und mit den Kindern dort lebt, ist ihr kein Telefonat erlaubt. Mohammadi ist eine preisgekrönte Autorin, Ehrenmitglied der PEN-Zentren in Belgien, Dänemark, Schweden und Norwegen und zudem Vizepräsidentin und Sprecherin des Defenders of Human Rights Center.

Der Fall Server Mustafayev

Der krimtartarische Journalist Server Mustafayev ist Gründer und Koordinator der Menschenrechtsbewegung Crimean Solidarity auf der von Russland besetzten Krim. Im Mai 2018 wurde er in seinem Haus verhaftet und angeklagt wegen der „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“, also angeblicher Verbindungen zu Hizb ut-Tahrir, einer in Russland verbotenen, in der Ukraine jedoch legalen Organisation. Im Februar 2019 wurde ihm vorgeworfen, Gelder veruntreut und einen gewaltsamen Umsturz geplant zu haben. 2020 wurde er von einem Militärgericht in Rostow am Don zu 14 Jahren Haft in einer Strafkolonie in Sibirien verurteilt. Die UN, das Europaparlament und PEN-Zentren weltweit forderten Russland Mustafayev freizulassen. Der 32-jährige ist Vater von vier Kindern.

Der Fall Tsitsi Dangarembga

Die Friedenspreisträgerin, Schriftstellerin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga wurde nach friedlichen Protesten gemeinsam mit der Journalistin Julie Barnes für die Freilassung von Journalisten und ein „besseres Simbabwe“. In Folge wurde sie über dreißig Mal vor Gericht zitiert und im September 2022 in Harare zu sechs Monaten Haft verurteilt, die für fünf Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurden, und zu einer Geldstrafe von rund 38.640 ZWL, etwa 116 EUR. Tsitsi Dangarembga hat gegen das Urteil Berufung eingelegt. Wir berichteten in der Vergangenheit intensiv.

Der Fall José Rubén Zamora Marroquín

José Rubén Zamora Marroquín ist Gründer von drei der meistgelesenen Zeitungen in Guatemala. Nachdem der Journalist in der Tageszeitung elPeriódico schwere Korruptionsvorwürfe gegen Regierungsbeamte in Guatemala erhoben hatte, wurde er im Juli 2022 in seinem Haus verhaftet und ins Gefängnis gebracht. Seine Bankkonten wurden eingefroren. Beamte der Staatsanwaltschaft und der Nationalen Zivilpolizei besetzten kurz darauf den Geschäftssitz von elPeriódico, schlossen die Mitarbeiter der Zeitung ein und hinderten sie daran, das Gebäude zu verlassen.

Auch der Geschäftsführer wurde verhaftet. José Rubén Zamora Marroquín hatte Maßnahmen gegen Korruption, Straflosigkeit und Drogengeschäfte innerhalb der Politik und den Aufbau einer Zivilgesellschaft in Guatemala gefordert.