BücherFrauen

Literaturpreis "Christine" geht an Slata Roschal

20. Oktober 2023
Redaktion Börsenblatt

Auf der Buchmesse wurde die Preisträgerin des BücherFrauen-Literaturpreises „Christine“ bekannt gegeben: Slata Roschal. Roschal wird für ihr Buch "153 Formen des Nichtseins" ausgezeichnet, der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.

Slata Roschal

Vor vollen Reihen auf der Leseinsel der unabhängigen Verlage verkündete Jury-Mitglied Anita Djafari die Gewinnerin der "Christine", die Spannung lag deutlich in der Luft. Die endgültige Entscheidung sei nach Djafari "auf einmal ganz einfach" gewesen: "Es ist uns nichts eingefallen, was gegen das Buch spricht." Jubel erklingt, als Slata Roschal mit ihrem Roman "153 Formen des Nichtseins“" zur Gewinnerin gekürt wird.

Die Preisverleihung findet am 10. November im Rahmen der BücherFrauen-Jahrestagung in Erfurt statt.

Begründung der Jury

In der Jurybegründung heißt es: "Slata Roschal, bisher als Lyrikerin bekannt, hat mit ihrem Prosadebüt '153 Formen des Nichtseins' einen zeitgemäßen Roman über eine junge Frau vorgelegt, der dem 'Identitätsdiskurs' bzw. dem Thema Identitäts-pluralismus eine neue Facette hinzufügt und dafür eine hochmoderne literarische Form findet. In 153 Kapiteln beschert die Autorin ihren Leser:innen ein Kaleidoskop an Eindrücken aus dem Leben einer jungen Ich-Erzählerin, die sich, als Tochter russischer Zeugen Jehovas in Deutschland aufgewachsen, noch als Erwachsene immer irgendwie 'dazwischen' fühlt: [Ich] balancierte zwischen zwei Formen des Nichtseins, des Russischseins und des Deutschseins, denn beides traf auf mich nicht zu, schreibt sie. Differenziert, klar und liebevoll in der Abgrenzung von den Eltern, frei von Larmoyanz, ohne Anklage an die deutsche, aufnehmende Gesellschaft, immer auch selbstkritisch und neugierig sich selbst gegenüber: als Liebende, als Partnerin und junge Mutter, beschreibt die Hauptfigur ihre Umwelt glasklar, schonungslos und immer mit einem Hauch Humor. Ein mutiges Buch von universeller Tragweite, über Verortung in der Gesellschaft, Vorurteile, Selbstzweifel, Schuldgefühle, Orientierungslosigkeit und Freiheit."

153 Formen des Nichtseins, erschienen 2022 im Homunculus Verlag. 

Über die Autorin

Slata Roschal ist 1992 in St. Petersburg geboren und kam fünf Jahre später mit ihrer Familie nach Deutschland. Sie studierte Slawistik, Germanistik und Komparatistik und promovierte in Literaturwissenschaft. Vor ihrem Romandebüt "153 Formen des Nichtseins", das auch auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2022 stand, veröffentlichte Roschal zwei Lyrikbände.

Der Roman erschien 2022 im Homunculus Verlag. Die Moderatorin der Preisverleihung Barbara Weidle, Verlegerin des Weidle Verlags, gab an, dass der unabhängige Verlag angekündigt habe, sich aufzulösen. Restbestände würden aber noch bestehen und verkauft werden. Slata Roschals Romandebüt solle aber im Januar als Taschenbuch bei Penguin erscheinen.

Die „Christine“

Der mit 10 000 Euro dotierte Literaturpreis „Christine“ der Bücherfrauen e.V. wurde in diesem Jahr zum zweiten Mal verliehen, zuletzt wurde Mely Kiyak mit ihrem Buch "Frausein" ausgezeichnet. In diesem Jahr setzte sich die Jury aus dem Dreiergespann der Literaturvermittlerin Djafari, Buchhändlerin Maria-Christina Piwowarski und Übersetzerin Karen Nölle zusammen.

Die BücherFrauen e.V. sind ein Branchennetzwerk für Frauen im deutschsprachigen Raum. Der Verein wurde 1990 nach dem Vorbild der englischen Women in Publishing (WiP) gegründet. Er bündelt die Interessen von rund 900 Frauen, die beruflich mit Büchern zu tun haben. Bundesweit sind die BücherFrauen in Regionalgruppen organisiert.