Wäre sie im verborgenen geblieben, hätte Erin Doom auch nicht in den vergangenen Monaten als Romance-Expertin auftreten können. In diesem Frühjahr kuratierte sie auf dem Salone Internazionale del Libro in Turin den dort erstmals stattfindenden Romance-Bereich. "Wir haben vor allem italienische Autorinnen eingeladen und versucht, die große Bandbreite des Genres darzustellen. Manchmal hatte ich dabei das Gefühl, dass Journalist:innen den Romance-Erfolg als einen Zufall darstellen wollen, nicht als wohlverdienten Erfolg für eine beachtliche Leistung. Die Kritik – gerade bei Dark Romance – verfehlt dabei meines Erachtens ihr Ziel", sagt Matilde. "Die Liebe, auch die körperliche, und die oft schwierigen Zweierbeziehungen, die in den Romanen dargestellt werden, entspringen dem Reich der Fantasie. Das wissen die Leser:innen. Ihnen wird so etwas im Leben nicht passieren. Aber sie genießen die Geschichten beim Lesen."
Erin Doom wehrt sich dagegen, das Genre, das man in Italien oft einfach nur "rosa" nennt, als Literatur zweiter Klasse abzuwerten. Sie sieht die Auslöser für den heutigen Erfolg Ende der Nullerjahre mit Stephenie Meyers "Twilight"-Saga und der danach folgenden Fanfiction, u.a. E. L. James' "Shades of Grey". "Ich glaube, dass wir uns noch ganz am Anfang des Romance-Booms befinden. Wir können jetzt sehen, wie sich das Genre in unzählige Tropes verzweigt. Die Bücher befinden sich weltweit auf den Bestsellerlisten und die Buchmessen nehmen das Genre zunehmend ernst: Die Auswirkungen auf den Buchmarkt sind enorm."