Kampagne für die Notlage von Kulturschaffenden

Kampagne "Ohne Kunst Wird's Still" weist auf die Notlage der Kreativbranche hin

3. November 2020
Redaktion Börsenblatt

Seit März liegt die Kunst- und Kulturszene weitestgehend brach. Unter dem #OhneKunstWirdsStill weisen die Betroffenen auf ihre Notlage hin, in der sie sich seit Februar befinden. Monika Grütters berichtet von der Ministerkonferenz.

Ein Statement setzen – für die Kunst und Kultur. Das ist das Ziel der Aktion „Ohne Kunst und Kultur Wird’s Still“. Seit dem Verbot von Großveranstaltungen im März 2020 aufgrund der Corona-Pandemie liegt die Kunst- und Kulturszene weitestgehend brach. Tausende von Menschen können ihrem Beruf nicht nachgehen, tausende Existenzen sind betroht. Die Initiatoren sehen auch eine Gefahr für die kulturelle Vielfalt in Deutschland.

„Das führt zu geistiger Armut in der Gesellschaft. Alle sind von dieser Krise getroffen, aber keine Branche trifft es so hart wie die Kunst- und Kultur. Wir waren die ersten, die alles niederlegen mussten und werden die Letzten sein, die wieder uneingeschränkt arbeiten können – momentan ohne eine Perspektive und mit so wenig Unterstützung wie keine andere Branche“, heißt es auf der Website der Bewegung.

Es werde über große Konzerne berichtet und von Wirtschaftszweigen, die mit Hilfe ihrer Interessenvertreter im Vordergrund stünden. „Vielen ist nicht bewusst, wie viele unterschiedliche Menschen und Berufsgruppen in der Kunst-, und Kulturbranche davon betroffen sind, da in der Öffentlichkeit sehr wenig darüber berichtet wird. Der Fokus der Berichterstattung liegt auf der Gefahr von Großveranstaltungen und Partys, die jedoch nur einen kleinen Teil der Veranstaltungen ausmachen. Ein verzerrtes und oberflächliches Bild entsteht und das Verständnis für unsere kulturelle Vielfalt geht verloren“, heißt es weiter.

„Mit unserer Kampagne möchten wir in der Gesellschaft Bewusstsein schaffen für die aktuelle Situation unserer Kunst- und Kulturszene. Wir hoffen auf Verständnis für die betroffenen Menschen und Kulturschaffenden, möchten sie sichtbar machen und ihnen Wertschätzung entgegenbringen. Der Meinungsbildungsprozess soll positiv gestärkt werden und die Bedeutung von Kunst und Kultur für unsere Gesellschaft wieder gefestigt werden.“

Aufmerksamkeit schafft die Bewegung unter anderem durch die vielen Social Media Kanäle der Betroffenen. Auf der Website der Aktion befindet sich eine Bildergalerie von all den Betroffenen, die das Veranstaltungsverbot betrifft. Kulturveranstalter, Sänger, Musiker, Caterer, Clubbetreiber, Theatermacher, Eventmanager oder Event-Fotografen.

Geplant sind außerdem Plakatierungen in deutschsprachigen Städten, Spenden für die Kampagne werden über Patreon und Paypal gesammelt.

In München haben am Samstag mehrere hundert Teilnehmende für die Nöte der Kulturschaffenden demonstriert. Der Protest zog sich quer durch die Innenstadt. Sie forderten allem voran mehr Gehör durch die Politik – Verständnis für die Maßnahmen, die gegen die Pandemie getroffen werden müssen, gibt es dennoch weitestgehend.

"Ich glaube, wir alle verstehen, dass Maßnahmen ergriffen werden müssen. Die Zahlen sind alarmierend, aber wir hoffen, dass das jetzt eine andere Strategie ist als im Frühjahr und dass das mit dem 'Wellenbrecher' ernst gemeint ist“, so die Intendantin eines Kinder- und Jugendtheaters Andrea Gronemeyer gegenüber dem Bayrischen Rundfunk.

Beklagt wird vor allem die fehlende finanzielle Unterstützung der Kunst- und Kulturszene und das geringe Verständnis, für die existenzielle Notlage vieler Kulturschaffenden während der Krise.

Der Chef-Korrespndet von ThePinoeer Rasmus Buchsteiner hat darüber mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters gesprochen, insbesondere darüber, wie es im Kabinett zum Lockdown Light zu der Entscheidung gekommen ist, der Kunst- und Kulturszene erneut nicht zu helfen.

Im Morning Briefing Podcast von ThePioneer berichtet sie: „Wir saßen am Mittwochmorgen im Kabinett beieinander. Da gab es drei Maximen. Erstens: Die Schulen sollen offen bleiben, weil das im Frühjahr zu Chaos geführt hat. Zweitens: Wir wollen die Fabriken laufen lassen, damit nicht mehr Menschen in Kurzarbeit müssen. Das trägt zur Zufriedenheit der Menschen bei. Drittens. Der Einzelhandel soll nicht auch noch das Weihnachtsgeschäft verlieren. Wenn man diese drei Dinge möchte, heißt das in der Conclusio: Alles andere muss dicht gemacht werden. Da hat man dann eben auch nicht mehr differenziert.“

Der dramatischen Auswirkungen sei sie sich bewusst gewesen: „Ich habe sehr laut gesagt: Achtung, für die Kultur bedeutet das eine Katastrophe.“

Diese Woche hat die Kultusministerin erneut darauf hin gewiesen, dass sie nun eine „schnelle, effiziente und großzügige“ Hilfe für die Kreativbranche fordert. Mehr dazu im Artikel „Mehr Geld für die Kreativbranche?“
 

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