Es ist eine Geschichte der Zerstörung und des Missbrauchs. Mit der Übernahme der Macht im Deutschen Reich am 30. Januar 1933 haben Hitler und die nationalsozialistischen Deutschen alles zerstört, was die Kultur der Weimarer Republik ausgezeichnet hatte: die Freiheit und den Pluralismus der Literatur, der Presse, der Kunst, der Musik, des Theaters und des Films, eine weltweit einzigartige Vielfalt an kulturellen Institutionen, Unternehmen der Kulturwirtschaft und Berufsverbänden, die Experimentierfreudigkeit und die Internationalität. Diese Kultur war von den deutschen Juden auf eine hingebungsvolle Weise geprägt und gefördert worden: als Produzenten, Mäzene und Rezipienten. Diesem Engagement setzten die nationalsozialistischen Deutschen ein besonders brutales Ende, wobei der Antisemitismus vor allem durch Missgunst, Neid und Profitgier motiviert war. Das lässt sich alles genauso für den Bereich der Schriftsteller und deren Interessenvertretungen, des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, des Verlagswesens und des vertreibenden Buchhandels, der öffentlichen und der wissenschaftlichen Bibliotheken nachweisen. Immer wieder erschreckt, wie willfährig die meisten der damaligen Akteure diesen Prozess der nationalsozialistischen „Gleichschaltung“ mitgetragen haben. Was danach von Hitler, Goebbels, Rust, Ley, Rosenberg und anderen NS-Größen mit dem Buch und mit anderen Kulturwerten betrieben wurde, war ein politischer Missbrauch. Mit einem immensen organisatorischen und finanziellen Aufwand wurde die Literatur gefördert, die die Ideologie des NS-Staates im deutschen Volk verbreiten und dessen Größe nach innen ebenso wie nach außen dokumentieren sollte. Dass dies nicht vollständig gelungen ist, war der Mediokrität der völkisch-nationalsozialistischen Literaten, dem Bedürfnis vieler Menschen nach einer unpolitischen, gerne auch unterhaltsamen Lektüre und den Zerstörungen des von Deutschland entfesselten Krieges geschuldet.