Die ersten sollen Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden sein – John Murrays "Handbook for Travellers" in England und der "Baedeker" in Koblenz. Von Anfang an brachten sie zwei urmenschliche Bedürfnisse zusammen: die Neugier auf Unbekanntes und das Streben nach Sicherheit. Kurz: Man wollte was erleben, aber bitte mit Ansage. Gleichzeitig haben Reiseführer zur Völkerverständigung beigetragen. Etwa indem sie erklärten, wie man als Gast vor Ort Kultur und Schamgrenzen respektiert (auch wenn viele diese Chance nonchalant ausschlagen, um sich volltrunken zu blamieren.) Alles hübsche Hausaufgaben, die das Genre seit Jahrhunderten brav erfüllt. Die große weite Welt wurde dadurch nahbarer und zugänglicher – und ist mittlerweile rundum erklärt, beschrieben und erschlossen. Kein Winkel mehr, aus dem Reiseführer-Autor:innen nicht die besten Adressen für Muskelmagensuppe (Japan), Balut (befruchtetes Entenei, Philippinen), die interessantesten Termine wie Frauentragen (Finnland) oder die Sumpfmeisterschaft im Schwimmen (Wales) zusammenstellen. Hinzu kommt Instagram, wo die Welt noch einmal ganz neu nach "fototauglich" und "nicht fototauglich" vermessen wird.