Nefeli Kavouras: Wir alle drei betreiben jeweils einen Literaturpodcast und wir kennen uns auch alle. Die Idee zu Literaturpodcasts.de ist im Grunde auf der Frankfurter Buchmesse entstanden, als wir uns gefragt haben: „Wen gibt es überhaupt eigentlich noch alles?“ Es ist wirklich schwierig, sich einen Überblick zu verschaffen, sich zu vernetzen und einfach mal zu gucken: Wie machen das eigentlich die anderen? Gerade was die Finanzierung oder die Sichtbarkeit angeht – diese Themen sind ja für alle unabhängigen Medien ein großes Thema, egal ob das jetzt Verlage oder Podcasts sind. Es geht aber natürlich auch um die Sichtbarkeit nach außen. Wir möchten mit literaturpodcasts.de ein Zeichen setzen, dass Literaturgespräche nicht nur im klassischen Feuilleton stattfinden, sondern auch andere Zielgruppen und Menschen erreichen kann. Der erste, logische, konsequente Schritt war also, erst mal ganz simpel eine Webseite zu aufzubauen.
Carolin Callies: Es gibt ja relativ viele Initiativen, die sich unter dem Label Independents zusammenschließen, seien es die unabhängigen Verlage, die unabhängigen Buchhandlungen oder die unabhängige Lesereihen. Da wir alle in unterschiedlichen Kontexten mit diesen Zusammenschlüssen verbunden sind, kam die Idee auf, so etwas auch für den Bereich Literaturpodcasts auf die Beine zu stellen. Es gibt in der Szene eine unglaubliche Bandbreite! Wir selbst waren überrascht, was uns alles bei der Recherche begegnet ist und was uns dann alles noch zugetragen wurde! Insofern ist literpodcasts.de jetzt so eine richtige Fundgrube geworden. Es macht einfach unglaublich Spaß, durchscrollen und sich zu überraschen zu lassen, welche Aspekte der eine oder andere Podcast ausleuchtet.
Ludwig Lohmann: Wir haben in den letzten Jahren außerdem gesehen, wie viele Raum im klassischen Feuilleton einfach weggekürzt und weggerissen wurde. Das wird ja auch immer gleich als so eine Art Totengesang des Feuilletons verstanden: „Oh mein Gott, jetzt gibt es wieder eine Literatursendung weniger!“ und so was. Wir haben uns aber gesagt: Nein! Eigentlich gibt es da draußen ganz, ganz viele Menschen, die sehr gut über Literatur sprechen, übrigens auch zu sehr diversen Themen, die also nicht immer nur die die Shortlist des Buchpreises besprechen, sondern beispielsweise über Autorinnen der afrikanischen Diaspora oder über feministische Literatur oder auch Themen des Literaturbetriebs. Das sind sehr kluge Leute, die zum Teil Anbindungen an Literaturhäuser haben oder an Universitäten oder für bestimmte Magazine schreiben. Wir wollten gezielt diejenigen sichtbar machen, die keine so große Marktmacht haben. Kurzum: Wir wollten so eine Art Inventur der unabhängigen Literaturpodcasts machen. Damit wollten wir auch den Verlagen zeigen: Hey, da draußen gibt es so viel mehr als die F.A.Z.!