Wie ist das Literaturhaus Frankfurt bislang durch die Pandemie gekommen?
Wir haben die schwierige Zeit ohne Blessuren überstanden. Ab dem Spätsommer 2020 wurden von uns alle Veranstaltungen aus dem Haus als hybride Formate angeboten, später dann ohne Saalpublikum nur digital. Ich glaube, wir haben alle viel gelernt.
Sorgt ein Überangebot an gestreamten, sich gleichenden Veranstaltungen nicht für einen gewissen Überdruss?
Das sind Fragen, mit denen wir uns jetzt im Netzwerk der Literaturhäuser beschäftigen, aber mit denen müssen sich alle Veranstalter auseinandersetzen. Es wäre natürlich nicht förderlich, wenn der interessierte Zuschauer bemerkt, dass ein Autor den Witz, den er in Frankfurt erzählt, auch schon in Zürich und Rostock gemacht hat. Da müssen wir gute Lösungen finden.
Wie groß ist der Zuspruch gegenüber dem digitalen Programm?
Die Resonanz ist gut, zuweilen überwältigend. Wir haben ein dreitägiges Festival für kulturelle Diversität veranstaltet, "Wir sind hier", in Erinnerung an die Anschläge von Hanau. Wir hatten 6.000 Besucher. Die hätten wir nie im Literaturhaus unterbringen können. Das ist ein Paradebeispiel dafür, welche Möglichkeiten sich ergeben – bei allen Nachteilen.
Was sind für Sie die gewichtigsten Nachteile?
Der Austausch und die Atmosphäre fehlen. Wir sind Atmosphäriker von Beruf. Dieser unmittelbare Kontakt zum Publikum ist wichtig für das Buch und für die Autoren. Das Gemeinsamkeitsgefühl, der Widerspruch, alles, was rote Wangen macht, wenn man abends nach einer Veranstaltung nach Hause geht. Wir sind nun einmal soziale Wesen.