Bunter lesen
Der Buchmarkt wird vielfältiger und diverser. Neue Perspektiven sind gefragt, von Autor*innen aus aller Welt. Marcella Melien von Litprom über einen Trend, der gern zum Mainstream werden darf.
Der Buchmarkt wird vielfältiger und diverser. Neue Perspektiven sind gefragt, von Autor*innen aus aller Welt. Marcella Melien von Litprom über einen Trend, der gern zum Mainstream werden darf.
2018 veröffentlichte Tillmann Severin auf fixpoetry die Kolumne »My white male bookshelf«: Dafür drehten Personen des Literaturbetriebs alle Bücher von weißen Männern in ihren Regalen um. Wenige bunte Buchrücken blieben stehen. Wir leben in einer globalisierten Welt, längere Auslandsaufenthalte und Fernreisen sind für uns beinahe Standard, aber das Leseverhalten ist oft weiß und westlich geprägt. Das ändert sich langsam. Immer mehr Menschen wählen bewusster aus, was sie lesen. Ihnen ist klar geworden, dass das, was die Schule, die Universität, der Kanon und die Bestsellerlisten als lesenswert anpreisen, nicht genügend vielfältige Perspektiven anbietet. Der Wunsch nach Diversität bedeutet vor allem die Suche nach vielfältigen Perspektiven. Und diesen Wunsch gibt es derzeit überall, so auch in der Buchbranche.
Auf Instagram – oder besser Bookstagram – präsentieren uns Fremde ihre Bücherregale. Die App ermöglicht es, Einblicke ins eigene Leseverhalten zu geben, das von anderen zu beobachten, sich inspirieren zu lassen und auszutauschen. Die Lektüre wird zum sorgsam kuratierten Aushängeschild, was auch dazu einlädt, ausgetretene Pfade zu verlassen und Entdeckungen zu machen. Der Instagram-Account von Litprom wächst kontinuierlich und wird immer wieder markiert, wenn zum Beispiel eine Leseempfehlung durch die Litprom-Bestenliste Weltempfänger ausschlaggebend war. Besonders viel Aufmerksamkeit bekommen Themen, die weltweit gesellschaftlich relevant sind, wie die feministischen Romane »Kim Jiyoung, geboren 1982« von Cho Nam-Joo aus Südkorea oder »Brüste und Eier« von Mieko Kawakami aus Japan.
Mit Blick auf den deutschen Buchmarkt gibt es vor allem zwei prägnante Aspekte: einmal die deutschsprachige Gegenwartsliteratur, die in diesem Frühjahr einen großen Schritt Richtung Diversität gemacht hat. Zum anderen das Thema Übersetzungen: Litprom arbeitet seit 40 Jahren daran, Übersetzungen von Werken aus Asien, Afrika, Lateinamerika und der arabischen Welt zu stärken. Nicht zuletzt die Debatte um Amanda Gorman hat den bisher recht unsichtbaren Übersetzerberuf mehr in die Öffentlichkeit gebracht und Fragen nach Repräsentation und Chancengleichheit aufgeworfen. Natürlich stellt sich hier nicht nur die Frage, wer übersetzt, sondern auch, aus welchen Ländern und Sprachen übersetzt wird.
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