Das Slowenische als Zugehörigkeitsmerkmal versuchte Katja Gasser, Leiterin des Gastlandauftritts auf der Leipziger Buchmesse, als Moderatorin einer Gesprächsrunde zu definieren. "Gehört Slowenien zum Balkan?", konterte Autorin Nataša Kramberger. "Nein!, sagen die Slowenen - aber im Ausland sind sie immer sofort mit Menschen aus Bosnien usw. in einer Ecke zusammen ... Definitionen sind schwierig; jede Aussage wird sofort negiert." In Bezug auf die Sprache habe sie nie ein Bedürfnis verspürt, sich zu definieren, meinte Schriftstellerin Ana Marwan, die in diesem Jahr den Bachmann-Preis erhalten hat. "Letztlich lieben wir Slowenisch als Material für unser Schreiben." Übersetzer Erwin Koestler wies darauf hin, dass das Land wenig internationale Bestseller vorrweisen könne, "es gibt eine periphere, aber ungemein reichhaltige Literatur." Immer wieder bezog sich die Runde auf den Dichter Srečko Kosovel.
Schreibt man heute politisch?, fragte Gasser in die Runde - "viele große slowenische Autoren waren politisch engagiert, aber manchmal war es auch wichtiger, öffentlich zu schweigen, als Protest", erklärte Peter Svetina, Literaturwissenschaftler an der Universität und Autor, Er wies darauf hin, dass viele Autoren zugleich Kinder- und Jugendbuchautoren seien "und man konnte in der Kinder- und Jugendliteratur eine viel größere subversive Kritik am jugoslawischen System beobachten als in der Erwachsenenliteratur." "Wenn wir in einer Gesellschaft leben, können wir nicht unpolitisch sein", schloss Ana Marwan an, "aber Autoren dürfen nicht tendenziös sein, sondern müssen durch Empathie wirken - das ist eine viel stärkere politische Waffe."