Das „in die Tonne hauen“ von Bestsellern in seiner Sendung „Druckfrisch“ hat vielen nicht gefallen, seine „Reitgespräche“ haben für Spott gesorgt, mit "Schecks Anti-Kanon - Die schlechtesten Bücher der Weltliteratur“ scheint Denis Scheck den Bogen für viele überspannt zu haben: Der Kritiker in gottähnlichem Weiss gewandet lässt missliebige Bücher mit einem Fingerzeig in Rauch aufgehen.
Schecks Anti-Kanon startete mit Hitlers „Mein Kampf“ (das Video wurde offline gestellt), sechs weitere Bücher folgten, darunter „Der Alchemist“ von Paulo Coelho“, Sebastian Fitzeks „Passagier 23“, „Der Tod des Märchenprinzen“ von Svende Merian und Christa Wolfs „Kassandra“. Wolfs Prosa sei "wie sieben Tage Regen an der Ostsee, mit Toter Oma, Soljanka und Würzfleisch, eine Buch gewordene Sättigungsbeilage. Typische Mimimi-Literatur“, urteilt Scheck bevor „Kassandra“ im Laserblitz verschwindet, der aus seinem Finger schießt. „Warum soll man schlechte, missratene, ja vollkommene miserable Bücher lesen? Weil es im Paradies langweilig ist und die Analyse schlechter Bücher großen Spaß macht“, erklärt der SWR sein Format.
- Steffen Haselbach -
nun bleibt doch mal schön flauschig... Ob man Schecks Meinung nun teilt oder nicht zu einzelnen Büchern, ob man ihn mag oder nicht - unterhaltsam ist er für viele durchaus. Steht den irgendwo in einem Buchhändler-, Verleger- oder Kritikerhandbuch geschrieben, dass Kritik nur positiv sein darf. Nein.! Erinnert sich noch jemand an Marcel Reich-Ranicki und seinen erfolgreichen Band "Lauter Verrisse" in Nachfolge seiner "Lauter Lobreden"? An das Spiegel-Titelbild, auf dem MRR einen Roman von Grass zerreißt? Auch ein gelungener, ein pointierter Verriss schafft Aufmerksamkeit für das Medium Buch - ich kenne nicht wenige LeserInnen (und zähle selber dazu) die sich schlecht besprochene Bücher kaufen, um sich eine eigene Meinung zu bilden.. "Erst durch das Lesen lernt man, wie viel man ungelesen lassen kann" (Wilhelm Raabe)