Es sei nichts dagegen einzuwenden, "Literatur zu verschiedenen Zeiten im Programm von WDR 3 vorkommen zu lassen und damit sogar ggf. mehr Literaturthemen ins Programm zu heben", erläutert der LiteraturRat NRW in einer Mitteilung vom 28. Januar bezüglich der Stellungnahme von Matthias Kremin. Aber: "Mehr Flexibilität darf nicht dazu führen, dass seriöse Literaturkritik abgebaut wird!"
Zudem vermisst der LiterraturRat nähere Ausführungen zur Absicht, "die Berichterstattung über Bücher und literarische Themen danach zu richten, was aktuell und 'gesprächswertig' ist". Es stehe zu befürchten, dass bei WDR 3 nur noch laufen solle, was auch überall anders zu lesen, zu hören und zu sehen sei und dem Publikum bereits bekannt war. Mit Entdeckungen jenseits des Mainstreams werde so nicht mehr zu rechnen sein. "Bücher kleinerer Verlage oder noch unbekannter Autor*innen werden nicht mehr vorkommen. Das wäre ein harter Verlust für die Literaturszene im Allgemeinen und der in NRW im Besonderen, den wir nicht hinnehmen können", so der LiteraturRat.
"Die angekündigte Verengung des literarischen Spektrums auf den Mainstream, auf Bestsellerlisten und womöglich Starautor*innen, halten wir für schädlich. Wir fordern die Programmleitung von WDR 3 auf, die Literatur weiterhin in ihrer ganzen Bandbreite im Programm wiederzugeben!"
Weiter kritisiert der LiteraturRat, dass Kremin die Streichung des "Lesezeichens" und den Wegfall der samstäglichen Gesprächsstrecke nicht erwähne. Nur vage äußere er sich dazu, was aus dem Gedicht werden soll. Diese Programmplätze seien für die Sichtbarkeit, aber auch als Einkommensquelle (Lizenzgebühren) von Autorinnen und Autoren existenziell wichtig. Und zwar gerade im linearen Programm. "Diese Repräsentationsmöglichkeiten für die Schreibenden in NRW müssen erhalten bleiben!", fordert der LiteraturRat.
Bereits im November habe man erfahren müssen, dass WDR 5 sein Aushängeschild, den "Literaturmarathon", abschaffen und die Sendung Ohrclip halbieren werde. "Auch das möchten wir nicht einfach akzeptieren."
"Wir würden uns freuen, wenn die WDR 5-Wellenleitung unser Angebot annehmen und uns einladen würde, bei der Konzeption von alternativen Formaten unterstützend mitzuwirken", streckt der LiteraturRat NRW die Hand aus. "Gegen flexible Programmgestaltung ist nichts einzuwenden. Aber die Literatur in ihrer ganzen Bandbreite muss weiterhin einen festen Platz im WDR-Programm haben." Man sei jeder Zeit bereit, ein Gespräch mit dem Sender zu führen.