Am 14. Juli (Dienstag) hatte Buchmesse-Direktor Oliver Zille dpa zufolge bei einer Veranstaltung von MDR Kultur laut darüber nachgedacht, den Messetermin zu verschieben: "Könnte es vielleicht die Chance, eine Präsenzveranstaltung in Leipzig durchzuführen, erhöhen, wenn wir den Termin etwas in eine virusfreiere Zeit schieben?" Wenn man alles so lasse wie geplant, werde man vermutlich nicht weiterkommen.
Ein Bericht der "Leipziger Volkszeitung" vom 16. Juli scheint das Gedankenspiel Zilles vorerst wieder zu beenden. Die Zeitung zitiert Messesprecher Andreas Knaut mit dem Satz: "Eine Veränderung ist nicht geplant. Es gibt keinen Alternativtermin." In die gleiche Richtung äußerte sich laut LVZ gestern auch Matthias Hasberg, Sprecher der Stadt Leipzig. "Eine Verschiebung ist keine Option". Natürlich werde man die Messe so organisieren, dass sie den durch die Pandemie vorgegebenen Umständen entspreche.
Zilles Bedenken sind vor dem Hintergrund der Gesamtentwicklung nicht unbegründet: Die Leipziger Buchmesse 2020 mit rund 2.500 angemeldeten Ausstellern wurde wegen der Corona-Pandemie kurzfristig abgesagt, und der Versuch der Frankfurter Buchmesse, eine ausreichende Zahl an Ausstellern für den Präsenzteil des Branchentreffs im Herbst zu gewinnen, bleibt abzuwarten. Wie die Entwicklung der Pandemie bis zum Frühjahr 2021 verläuft, lässt sich zudem kaum prognostizieren.
Am 14. Juli hatte Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, Einzelheiten des digitalen Konzepts für die Bücherschau im Herbst vorgestellt. Dabei wurden die verschiedenen Networking- und Veranstaltungsformate für die Fachbesucher und das Publikum vorgestellt. Zentraler Magnet für das Publikum wird die ARD-Buchmessen-Bühne in der Festhalle sein, in der auch Lesungen und Diskussionen vor Publikum stattfinden sollen.
Die Messeplaner in Frankfurt stehen vor der Aufgabe, eine Buchmesse mit allen ihren Aktivitäten, Angeboten und Event-Plätzen digital nachzubauen. Finanziell ermöglicht wird dies durch Kulturstaatsministerin Monika Grütters, die aus dem Programm Neustart Kultur vier Millionen Euro zur Verfügung stellt, die auch für digitale Präsentations- und Beteiligungsmöglichkeiten von Ausstellern und Autor*innen sowie für die teilweise digitale Nutzung des "Bookfest" genutzt werden können.
Die Website der Frankfurter Buchmesse (www.buchmesse.de), so Kommunikationschefin Katja Böhne, werde zum "digitalen Hub", auf der alle Inhalte abgespielt und alle Informationen, die Aussteller und Messe betreffen, recherchiert werden können. Für alle Verlage und Autoren soll diese Seite die Adresse sein, auf die die Kommunikation und alle Aktivitäten verlinkt werden. Der gemeinsame Hashtag der Messe ist #fbm20.
Wie viele Aussteller mit einem Stand auf der Messe vertreten sein werden, steht frühestens am 15. August fest, wenn die Frist für eine kostenfreie Stornierung der Standbuchungen ausläuft. Am 14. Juli kam immerhin eine Nachricht mit Signalcharakter: Die renommierten Verlage Aufbau, C.H. Beck, Klett-Cotta und Suhrkamp gaben bekannt, auf der Messe mit einem Gemeinschaftsareal vertreten zu sein, das man zusammen mit der Frankfurter Buchmesse entwickle.
Es ist nicht auszuschließen, dass die Entscheidung dieser vier Verlage mit großem kulturellem Gewicht andere Verlagshäuser, die bisher fernbleiben wollen, noch einmal zum Nachdenken bringt – Wege zu finden, wie man womöglich doch noch physisch an der Frankfurter Buchmesse im Herbst teilnehmen könnte.